Es gibt viele Möglichkeiten, seinen Urlaub zu verbringen: auf dem heimischen Balkon, am Strand oder in einer Metropole wie Paris oder Rom.
Manchen Touristen scheint das jedoch eindeutig zu langweilig zu sein. Sie zieht es zu teils absurden, ekeligen oder einfach nur verstörenden Sehenswürdigkeiten. Bist du gespannt auf einen Reiseführer der etwas anderen Art? Voilà:
1.) Karni-Mata-Tempel (Deshnoke, Indien)
Dieser Tempel ist nichts für Menschen mit Rattenphobie: Etwa 20.000 Ratten tummeln sich hier zwischen den Füßen der Gläubigen und Touristen. Die Ratten werden hier als Reinkarnation toter Seelen verehrt und gefüttert.
Die Gläubigen trinken und essen sogar aus den Schalen, von denen sich zuvor die Ratten bedient haben. Wie in Hindu-Tempeln üblich, müssen alle Besucher vor dem Betreten die Schuhe ausziehen. Wenn einem eine der zutraulichen Ratten über den Fuß krabbelt, soll das Glück bringen.
2.) Oscar-Wilde-Grabmal (Paris, Frankreich)
Nicht nur zu Lebzeiten, auch danach sorgt der Schriftsteller Oscar Wilde für Furore. Wegen seiner Homosexualität zu Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilt, starb er kurze Zeit später – verarmt im Exil – an den gesundheitlichen Folgen der Strafe. Sein Grabstein stellt eine Sphinx dar, die ursprünglich ein markanter Penis zierte.
Nach wiederholtem Vandalismus wurde der Penis nicht mehr rekonstruiert. Dafür wurde der Grabstein zuletzt Opfer ganz anderer Attacken: Scharen von Verehrern überzogen ihn so sehr mit Küssen, dass er seit 2011 durch eine Glaswand geschützt werden muss.
3.) Kaugummiwand (Seattle, USA)
Seattle gilt nicht unbedingt als aufregende Stadt. Vielleicht hat sich deshalb diese besondere Attraktion herausgebildet: eine Wand, an der Tausende Kaugummis kleben. Begonnen hat die Tradition Anfang der 1990er Jahre, mittlerweile hat es die Sehenswürdigkeit sogar ins Kino geschafft („Love happens“, mit Jennifer Aniston).
Als die Wand 2015 in 130 Stunden Arbeit gereinigt wurde, wurde rund 1 Tonne Kaugummi abgekratzt. Von der Putzaktion sieht man inzwischen allerdings nichts mehr – alles ist wieder zugeklebt.
4.) Sedletz-Ossarium (Sedletz, Tschechien)
Bereits im Mittelalter gab es seltsame Touristen-Hotspots. So war der Friedhof von Sedletz einer der begehrtesten Orte für Bestattungen. Pest und Kriege taten ihr Übriges, sodass der gesamte Erdboden bald voller menschlicher Gebeine wimmelte.
Als man eine Kirche baute, mussten etwa 40.000 Skelette wieder ausgebuddelt werden. So viel kostbares Material darf man nicht ungenutzt verkommen lassen: 1870 wurde ein Holzschnitzer damit beauftragt, die Innenaustattung des Beinhauses zu übernehmen, und zwar unter Verwendung der Knochen von etwa 10.000 Menschen.
5.) Stein von Blarney (Blarney, Irland)
Der Legende nach soll der Stein von Blarney denjenigen, der ihn küsst, besonders sprachgewandt machen. Manch Insider ist sich aber sicher: Das kann nur der Einfall eines betrunkenen Vollidioten gewesen sein. Denn um an den Stein heranzukommen, muss man sich an der höchsten Stelle der Schlossmauer kopfüber in den Abgrund hängen.
Noch bis vor ein paar Jahren wurden die Steinknutscher lediglich am Knöchel festgehalten. Mittlerweile wurde die Stelle durch ein Gitter gesichert. Kribbelig wird es einem angesichts der 30 Höhenmeter jedoch trotzdem.
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6.) Burnside-Brunnen (Worcester, USA)
„Turtle Boy“ wird der Brunnen liebevoll genannt, der einen auf einer Meeresschildkröte reitenden Jungen darstellen soll. Geschichten, Lieder, sogar eine Biermarke haben sich nach ihm benannt. Seine Berühmtheit verdankt der Brunnen allerdings einer peinlichen Fehlinterpretation: Was als Sinnbild jugendlicher Unschuld gedacht war, zeigt für viele Betrachter bloß eine höchst unanständige Szene.
Bildhauer Charles Y. Harvey hatte den Brunnen als sein persönliches Meisterwerk konzipiert. Als er sein Scheitern bemerkte, nahm er sich das Leben. Die Einwohner von Worcester lieben ihren Brunnen dennoch.
7.) Entropa (Brüssel, Belgien)
Wir schreiben das Jahr 2009: Feierlich gespannt erwarten Politiker aller Länder die Enthüllung des Kunstwerkes für die Eingangshalle im EU-Ratsgebäude. „Hossa!“, jubeln sie, als der Vorhang fällt, und schütteln einander die Hände – bis sie die Skulptur einmal genauer betrachten:
Dort penetrieren italienische Fußballer ihre Bälle, Bulgarien ist eine Ansammlung von Hocktoiletten und Deutschland ziert eine Autobahn in Form eines zerbrochenen Hakenkreuzes. Während die Herren Politiker toben, lachen sich Bildhauer David Černý und die Besucher ins Fäustchen.
8.) Haarmuseum (Avanos, Türkei)
Eine Tourismus-Offensive der etwas anderen Art rief 1979 ein türkischer Töpfermeister ins Leben: Er sammelt Haarsträhnen seiner Besucherinnen und stellt sie in einer Art Museum aus. Mehr als 16.000 Haarproben sollen es schon sein. Wenigstens ist es kein Restaurant.
9.) Berkeley Pit (Butte, USA)
Der ehemalige Kupfertagebau zieht jedes Jahr 35.000 Touristen an. Eintrittspreis: 2 Dollar. Ein Schnäppchen, kann man dafür doch 120 Millionen Kubikmeter Giftbrühe mit großen Mengen an Arsen und Schwefelsäure bewundern. Im Dezember 2016 landete ein großer Schwarm Wildgänse auf dem Wasser – innerhalb weniger Stunden starben die Tiere zu Tausenden. Die Anwohner fürchten sich vor den Abgasen, die aus der Grube aufsteigen. Da sich aber die Behörden mit dem ehemaligen Betreiber nicht einig werden können, wer den Dreck wegräumen soll, kann man diese Attraktion auch weiterhin besuchen.
10.) Puppeninsel (Mexiko-Stadt, Mexiko)
Die Geschichte der „Isla de las Muñecas“ ist legendär: Ein einsam auf einer Insel lebender Fischer entdeckte im Jahr 1951 die Leiche eines kleinen Mädchens. Seither verfolgte ihn der Geist des Mädchens. Der Mann versuchte zwar, den Geist zu besänftigen, indem er weggeworfene Puppen aus dem Wasser sammelte.
Als der Geist jedoch keine Ruhe gab, fing der Fischer an, die Puppen zu verstümmeln und zur Abschreckung an die Bäume zu hängen. Im Jahr 2001 ertrank der Fischer an ebenjener Stelle, an der er 50 Jahre zuvor das tote Mädchen gefunden hatte. Heute strömen mehrmals täglich Touristen zu der Insel.
11.) Hans-Sachs-Brunnen (Nürnberg, Deutschland)
So geht es wohl oft mit der Kunst: Was zunächst ein riesiger Aufreger ist, wird bald schon zum Touristenmagnet. Auch der „Ehekarussell“ genannte Hans-Sachs-Brunnen in Nürnberg rief Anfang der 1980er Jahre wegen seiner drastischen Darstellungen Empörung hervor.
Heutzutage muss man den Brunnen vor den Besuchern fast schützen. Etwas verstörend wirken die teils sehr düsteren Eheszenen – in denen Ehepartner wie Sklaven gehalten oder gewürgt werden – aber immer noch.
Manche finden diese Touristen-Attraktionen schräg, andere mögen gerade das Ungewöhnliche an ihnen. 20 weitere ungewöhnliche Urlaubsziele, die eine Reise wert sind, findest du in diesem Beitrag.