Seit einigen Wochen tobt der Krieg in der Ukraine. Zwischen all dem Leid und der Zerstörung werden viele Menschen zu Helden: so auch das Personal vom Zoo Kiew, das sich in dieser Hölle weiter um die Tiere kümmert.
Unter dem Krieg in der Ukraine leiden nicht nur die Menschen. Während Hunderttausende das Land verlassen, haben die Tiere im Zoo Kiew keine Möglichkeit zu fliehen. Doch zum Glück werden die ca. 4.000 Tiere des Zoos in dieser schweren Zeit nicht alleingelassen: 50 Angestellte haben sich samt ihren Familien auf dem Zoogelände einquartiert, um die Grundversorgung der Tiere aufrechtzuerhalten.
„Den ganzen Tag kümmern wir uns um die Tiere.“
„Zoo-Militär-Kommune“: Diesen Titel hat sich die eingeschworene Gemeinschaft von Tierfreunden selbst verliehen. „Trotz des Krieges arbeiten wir weiter und erfüllen unsere Pflichten“, so Zoodirektor Kirill Trantin. „Wir kümmern uns 24 Stunden am Tag um unsere Tiere! Sie werden gefüttert, ihre Gehege gereinigt und die Tierärzte sind im Einsatz.“
„Den ganzen Tag kümmern wir uns um die Tiere und nachts suchen wir in den Unterkünften Schutz, weil es Angriffe gibt“, erzählt Kirill. Doch nicht nur die Menschen haben es schwer. Die ständig heulenden Sirenen, die Explosionen und die Schüsse bedeuten für die Tiere im Zoo von Kiew einen enormen Stress.
Gestresster Elefant, depressiver Gorilla
Da wäre zum Beispiel Horaz: Der andauernde Kriegslärm ist für den geräuschempfindlichen Asiatischen Elefanten eine extreme Belastung. Deshalb müssen die Tierärzte dem Dickhäuter täglich Beruhigungsmittel verabreichen. „Mitarbeiter meines Teams schlafen in einem angrenzenden Zimmer, um ihm beizustehen“, so Kirill.
Auch Tony, ein 47 Jahre alter Berggorilla, ist von der Situation stark mitgenommen: Weil keine Besucher mehr kommen, leidet der gesellige Affe unter Einsamkeit und ist zunehmend deprimiert. „Wir lassen ihn jeden Tag für zwei Stunden fernsehen, damit er menschliche Gesichter sieht“, sagt Kirill.
Zum Glück blieb das Gelände vom Zoo Kiew bisher von direkten Angriffen verschont. Einige Tiere wurden trotzdem sicherheitshalber nach innen und in den Keller verlegt. Verletzt wurde bisher niemand – bis auf einige Vögel, die durch Kampflärm aufgeschreckt wurden.
Der Zoo ist eingekesselt
Gibt es keine Möglichkeit, die Tiere zu evakuieren? Leider nicht, denn Kiew ist von russischen Truppen eingekesselt. Trotzdem ist es dem Team vor einigen Tagen gelungen, einige Zoobewohner durchs Kriegsgebiet über die polnische Grenze zu schleusen: Sechs Löwen, sechs Tiger, zwei Karakale und ein afrikanischer Wildhund konnten nach Polen in den Zoo von Poznan gebracht werden. Der Transport der Tiere war ein abenteuerliches und gefährliches Unterfangen: „Sie mussten mehrere Male umkehren, weil alle Straßen zerbombt und voller Löcher waren“, so eine Mitarbeiterin des Zoos in Poznan.
Die Vorräte werden knapp
Die Versorgung der mehreren tausend Tiere wird zunehmend zu einer Herkulesaufgabe. „Ich habe Angestellte, die in der Stadt ausschwärmen und die Supermärkte nach frischen Lebensmitteln absuchen“, so Kirill. „Manchmal bezahlen sie mit ihrem eigenen Geld. Wir müssen Obst und Gemüse auftreiben und sind dazu übergegangen, unseren eigenen Joghurt für unseren Gorilla Tony herzustellen.“
Dank einer großen Spendenaktion, an der sich auch mehrere deutsche Zoos beteiligt haben, ist das Überleben der „Zoo-Militär-Kommune“ für eine weitere Woche gesichert. In dem folgenden Video bedankt sich der Zoowärter bei den Spendern:
Der todesmutige Kirill und sein Team harren weiter im Kriegsgebiet aus. Aber die Kämpfe kommen immer näher und die Vorräte des Zoos von Kiew gehen zur Neige. Eines ist sicher: Der tapfere Zoowärter und seine Kollegen werden ihre Schützlinge niemals im Stich lassen. Wenn du Kirill und seine Crew unterstützen willst, gibt es verschiedene Anlaufstellen:
- Spendenaufruf des Berliner Zoos
- Spendenaufruf des Osnabrücker Zoos
- Spendenaufruf des Stuttgarter Zoos
- Spendenaufruf der European Association Of Zoos and Aquaria
Quelle: dailymail, insider
Vorschaubild: ©Facebook/Київський зоологічний парк