Vielleicht hast du schon einmal von der 45-jährigen Mutter Tricia Somers gelesen. Ihre Geschichte war damals jedoch noch nicht zu Ende. Doch zuerst die Vorgeschichte.
Als bei Tricia im letzten Jahr unheilbarer Krebs festgestellt wird, ist sie erschüttert. Ihre Behandlung ist vor allem zur Schmerzlinderung gedacht. Alles scheint hoffnungslos. Doch an dem Tag, an dem Tricia auf eine Krankenschwester mit demselben Vornamen trifft, weiß sie, dass nichts mehr wie vorher sein wird.
„Sie kam in den Raum und ich spürte sofort dieses Gefühl der Geborgenheit“, erzählt Somers. „Es war richtig merkwürdig. So ein Gefühl hatte ich noch nie zuvor, aber ich dachte sofort, dass sie sich gut um mich kümmern wird.“ Für sie ist die Krankenschwester Tricia Seaman ein echter Engel. Mit ihrem Gefühl ist sie nicht allein. Die Pflegerin ist nun seit 14 Jahren in ihrem Beruf tätig, und die Patienten sagen immer wieder, dass an ihr „einfach etwas ganz Besonderes ist.“
Als die Ärzte Tricia Somers das erste Mal eröffnen, dass sie nicht mehr lange zu leben habe, denkt diese zuerst an ihren Sohn Wesley. Was soll bloß mit ihm geschehen? Er ist gerade einmal 8 Jahre alt, sie ist alleinerziehende Mutter, und es gibt zunächst sonst niemanden, der sich um ihren Sohn kümmern könnte. Aber sie wagt sich an eine ziemlich kreative Lösung: Sie fragt ihre Lieblingspflegerin Tricia Seaman geradeheraus: „Wenn ich sterbe, ziehen Sie dann meinen Sohn auf?“
Zunächst ist die Krankenschwester skeptisch und weiß nicht, wie sie reagieren soll. Immerhin kennt sie diese Frau ja gar nicht richtig. Außerdem hat sie selbst bereits 4 Kinder, wie kann sie da noch das Kind einer Fremden mit aufziehen? Sie erinnert sich deutlich: „Zuerst wusste ich gar nicht, was ich sagen soll. Ich sagte ihr, dass ich mich geschmeichelt fühlte, dass sie sich das Ganze aber noch einmal gut überlegen sollte. Ich versuchte, diplomatisch zu bleiben, obwohl in meinem Hinterkopf alles laut schrie: ‚Ja, ich tue es!'“
Nach der Arbeit spricht Seaman mit ihrem Mann darüber, ob sie Wesley adoptieren sollen. Seine Antwort kommt ohne Zögern: „Wir müssen etwas tun, um dieser Frau zu helfen.“Youtube/Kevin Henry
Als Wesleys Mutter schließlich so schwach ist, dass sie nicht mehr allein gehen kann, zieht sie mit ihrem Sohn bei der Krankenschwester ein. Seaman sagt: „Ich bin jetzt mehr als deine Krankenschwester. Wir sind eine Familie.“
Obwohl die Ärzte ihr sagen, dass sie nur noch einen Monat zu leben habe, verbessert sich Somers Zustand wieder leicht, und sie kann zumindest wieder am Stock gehen. Den letzten Sommer über ist ihr Zustand dann sogar so stabil, dass sie einen gemeinsamen Kurzurlaub ans Meer unternehmen können. Leider ist die Freunde nur von kurzer Dauer, und im darauffolgenden Dezember stirbt Tricia. Aber sie konnte ihre letzten Monate glücklich mit ihrem Sohn und einer herzlichen Familie verbringen. So waren die letzten Monate ihres Lebens von Liebe und Lebensfreude geprägt.
Tricia Seaman erzählt heute über Wesley: „Er ist ein sehr kluger Junge. Er soll auf jeden Fall eine gute Ausbildung genießen und ein glückliches und erfolgreiches Leben führen. Er weiß, dass er nicht allein ist. Er hat eine Familie, die ihn liebt.“
Im Video siehst du die komplette Geschichte noch einmal (auf Englisch):
Kaum auszudenken, was mit Wesley gewesen wäre, hätte sich diese tolle Familie ihn nicht bei sich aufgenommen. Die Vorstellung, dass seine Mutter allein im Krankenhaus hätte sterben müssen, ist furchtbar traurig. Gut, dass es anders gekommen ist. Und Wesley hat eine herzliche Familie mit drei Schwestern und einem Bruder, die ihm durch die Traurigkeit und den Abschied helfen und immer für ihn da sein werden.