Zwillinge sind immer etwas Besonderes, erst recht, wenn sie eineiig sind. Eine Zwillingsschwangerschaft ist jedoch auch immer riskanter und schwieriger als eine, bei der nur ein Kind ausgetragen wird – Komplikationen sind wahrscheinlicher und die Monate bis zur Geburt werden von den behandelnden Ärzten besonders sorgfältig beobachtet.
Als Vicky Plowright aus Godalming in England in der 10. Woche ihrer Schwangerschaft erfuhr, dass sie Zwillinge erwartete, war sie daher zwar sehr glücklich, aber als Kinderkrankenschwester wusste sie auch um die möglichen Gefahren.
Als man ihr außerdem mitteilte, dass die beiden sich eine Fruchtblase teilten, war Vicky wirklich besorgt. Zwillinge in derselben Fruchtblase sind sehr selten und ihre Schwangerschaften sind sehr riskant. Ihre Nabelschnüre können sich leicht ineinander verschlingen und sie von ihrer Nährstoffversorgung abschneiden – eine tödliche Gefahr für beide Embryos.
Auch Vickys Partner Chris Cremer, ebenfalls ein Kinderkrankenpfleger, war extrem besorgt, als die Ärzte ihnen erklärten, dass eine 50%ige Wahrscheinlichkeit bestehe, dass die Zwillinge nicht überleben würden. Es war leider sehr gut möglich, dass ihre beiden Nabelschnüre sich ineinander verknoten würden – dann wäre es unmöglich, den beiden noch zu helfen.
Über zwei qualvolle Wochen hinweg mussten Vicky und Chris die Angst und Sorge durchstehen, die die Untersuchungsergebnisse ihnen beschert hatten. Aber als in der 12. Schwangerschaftswoche ein weiterer Scan vorgenommen wurde, zeigten die Bilder etwas Wunderbares: die beiden Embryos waren nicht nur eng beieinander, sie hielten einander fest in den Armen. Sie bewegten sich kaum und blieben dicht zusammen, so dass ihre Nabelschnüre sich nicht verheddern konnten.
Die ganze restliche Schwangerschaft wurde sehr sorgfältig überwacht und Vicky wurde jede Woche gründlich untersucht. Jedes Mal hatte sie schreckliche Angst vor bösen Nachrichten, doch jedes Mal waren beide Embryos wohlauf und hielten sich weiterhin eng umschlungen.
In der 13. Woche hatte sich die Schnur des einen Zwillings um den Körper des anderen gewickelt. Das ließ die beiden noch enger aneinanderrücken und obwohl sie sich so kaum noch bewegen konnten, hatte es einen guten Nebeneffekt: Jetzt war es unwahrscheinlicher geworden, dass eine der Schnüre sich in einen festen Knoten verstricken würde.
In der 32. Woche dann rieten die Ärzte Vicky zu einem Kaiserschnitt, da einer der Zwillinge aufgehört hatte, zu wachsen. Es war zu wenig Platz im Uterus, als dass er sich weiter hätte entwickeln können.
Am 22. Dezember 2015 wurden die Brüder Reuben und Theo auf die Welt geholt. Sie beide kamen mit lebhaftem Babyschrei und mit stabilem Kreislauf zur Welt – ein echtes Wunder. Sie verbrachten ihre ersten 5 Wochen auf der Frühchenstation des Krankenhauses und entwickelten sich prächtig.
Jetzt sind sie bereits 22 Monate alt und immer noch unzertrennlich. Ihre ältere Schwester Jocelyn ist sehr stolz auf ihre kleinen Brüder. Reuben ist der aktivere der beiden, Theo eher eine besonnene Persönlichkeit, aber beide bleiben immer nah beim anderen und sie geben aufeinander acht.
Was für ein wunderschönes Band zwischen Brüdern – sie haben sich von Anfang an gegenseitig beschützt und sie werden ihr Leben lang füreinander da sein. Einfach bezaubernd.