Diese zwei Jungen aus Brasilien hatten keine Aussicht auf ein gutes, geschweige denn normales Leben. Bernardo und Arthur Lima kamen nämlich als siamesische Zwillinge zur Welt, die ausgerechnet am Kopf zusammengewachsen waren. Würden sie sich jemals in die Augen blicken können?
Besondere siamesische Zwillinge
Als die Jungs 2018 geboren wurden, stand fest, dass ihr Leben außergewöhnlich werden würde. Nicht nur waren ihre Schädel verbunden, sondern auch Teile ihrer Gehirne. Außerdem teilten sie sich lebenswichtige Venen im Kopf. Deshalb mussten die Zwillinge den Großteil ihres noch jungen Lebens zur Betreuung in einer brasilianischen Spezialklinik verbringen.
Schlechte Chancen?
Die Chancen, dass sich Bernardo und Arthur eines Tages in die Augen blicken, standen sehr schlecht. Zum Glück gab es jedoch unermüdliche Ärzte, die ihnen eine Chance geben wollten. Dabei stach vor allem ein Mann hervor.
Der in Großbritannien praktizierende Chirurg Dr. Jeelani hat sich auf die Trennung von an den Köpfen zusammengewachsenen siamesischen Zwillingen spezialisiert. Zusammen mit seiner Stiftung „Gemini Untwined“ (auf Deutsch etwa „getrennte, losgelöste Zwillinge“) half er einem brasilianischen Ärzteteam, das Bernardo und Arthur ein eigenständiges Leben schenken wollte.
Das Internet macht’s möglich
Um das zu erreichen, teilte Dr. Jeelani seine Expertise mit seinen Kollegen in Südamerika. Dank des Internets und moderner Computertechnik konnten sie zusammen monatelang in einem virtuellen Raum üben. Niemand mussten von Brasilien ins Vereinigte Königreich hin- und herfliegen.
„Es ist einfach wunderbar, die Anatomie zu sehen und die Operation durchzuführen, bevor man die Kinder tatsächlich einem Risiko aussetzt. Sie können sich vorstellen, wie beruhigend das für die Chirurgen ist. In gewisser Weise gelten diese Operationen als die schwierigsten unserer Zeit“, erklärt Dr. Jeelani.
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33-stündige Operation
Trotz der intensiven und langwierigen Vorbereitung war die eigentliche Trennung alles andere als einfach. Eine Erfolgsgarantie gab es nicht, manche Versuche scheiterten. Ganze sieben Operationen mussten die Zwillinge schließlich überstehen. Die letzte dauerte allein sogar über 33 Stunden!
Es war das sechste Trennungsverfahren, das Dr. Jeelani mit seiner Stiftung durchführte, nachdem er zuvor Zwillinge aus Pakistan, dem Sudan, Israel und der Türkei operiert hatte. Die Stiftung selbst sammelte dafür Spenden, mit denen die Operationskosten bezahlt werden konnten.
Eine bemerkenswerte Leistung
„Die erfolgreiche Trennung von Bernardo und Arthur ist eine bemerkenswerte Leistung des Teams in Rio de Janeiro und ein fantastisches Beispiel dafür, warum die Arbeit von Gemini Untwined so wertvoll ist. Wir haben nicht nur den Jungen und ihrer Familie eine neue Zukunft ermöglicht, sondern auch das Team vor Ort mit den Fähigkeiten und dem Selbstvertrauen ausgestattet, um solche komplexen Arbeiten in Zukunft wieder erfolgreich durchführen zu können“, so Dr. Jeelani.
Mittlerweile sind die Zwillinge fünf Jahre alt. Sie haben sich von den Operationen gut erholt und können endlich mit ihrem eigenen Leben beginnen. Dr. Jeelani besuchte sie im September 2023 und war von den Jungs tief beeindruckt. Seit der Operation hat sich nämlich einiges getan.
Auch wenn sie noch oft im Rollstuhl sitzen, gelang es Bernardo und Arthur mit Gehhilfen, die ersten eigenen Schritte zu tun. Sie sind waschechte Fußballfans und fahren gerne mit ihren Dreirädern. Auf Familienausflügen genießen das schöne Wetter bei einem Picknick — da vergisst man schnell die vielen Tage im Krankenhaus.
Und das alles dank des Engagements von Dr. Jeelani, seiner Stiftung und der vielen Ärzte und Pfleger in Brasilien, die nicht nur die Operation durchführten, sondern auch die Zwillinge vorher und nachher betreuten.
Wie schön, dass Bernardo und Arthur nun die Chance auf ein besseres Leben haben und sich endlich in die Augen schauen können.
Quelle: independent
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