Heute ist Sarah Varley eine strahlende und glückliche 28-Jährige. Doch das war nicht immer so. Sie hat in ihrem Leben Furchtbares durchmachen müssen.
Facebook/Maerten Tjerk Hidde Rijpstra
Denn als Sarah 19 Jahre alt ist, wird sie vergewaltigt. Ihre Welt gerät aus den Fugen. Das Trauma belastet die junge US-Amerikanerin so sehr, dass die einstmals lebenslustige und fröhliche Frau nun unter Angststörungen und Panikattacken leidet. Gleichzeitig entwickelt sie eine Essstörung, wiegt am Ende nur noch 40 Kilo. In dieser Zeit isst sie bloß ein paar Walnüsse und eine Handvoll Rosinen am Tag. Ihre Familie und Freunde machen sich große Sorgen, aber niemand weiß, wie sie ihr helfen können. In dieser schwierigen Zeit besucht Sarah ihre Cousins, die in einer abgelegenen Gegend eine Hilfsstation für Wölfe und Wolfshunde leiten. Dort wird ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt.
Facebook/Maerten Tjerk Hidde Rijpstra
Sie entwickelt nämlich eine innige Bindung zu den Wölfen, freundet sich geradezu mit den Tieren an. Sie schildert die Begegnung so: „Als ich dort ankam, hatte ich vor allem Angst. Doch eines Tages ging ich zu einem Wolf ins Gehege und zum ersten Mal seit Ewigkeiten hörten meine Gedanken auf zu rasen. Wenn man einem Raubtier gegenübersteht, das dich verletzen könnte, konzentriert sich das Gehirn automatisch darauf. Statt mir eine Million mögliche Gefahren auszudenken, war ich auf die reale Gefahr vor mir fokussiert. Ich war endlich wieder im Hier und Jetzt.“
Während sie immer mehr Zeit mit den Tieren verbringt, kommen einige altbekannte Gefühle zum Vorschein. Viele davon sind Emotionen, die Sarah lange Zeit krampfhaft unterdrückt hat. Sie erinnert sich: „Als ich anfing, mehr und mehr Zeit mit den Wölfen zu verbringen, gab es einige grenzwertige Situationen und ich hatte oftmals Angst. Aber auf eine gewisse Art und Weise war es genau diese Angst, die es mir erlaubte, wieder Gefühle zuzulassen. Zuvor hatte ich Angst vor meiner gesamten Umgebung, aber wenn ich mit einem Wolf konfrontiert war, hatte ich eine konkrete, greifbare Angst, auf die ich mich konzentrieren konnte.“ Wenn sie heute auf die Zeit zurückblickt, betrachtet sie sie als Periode der Genesung: „Ich glaube, dieser Respekt vor den Tieren hat mir sehr geholfen. Er hat mir dabei geholfen, die Kontrolle über ein traumatisches Ereignis in meinem Leben zu gewinnen und zu genesen.“
Die Unterstützung des Rudels erlaubt es Sarah schließlich, emotional stabil zu werden. Sie erlangt ihr Selbstbewusstsein zurück und beginnt schließlich sogar, wieder vernünftig zu essen.
Durch die Wölfe findet Sarah nicht nur ihr seelisches Gleichgewicht wieder, sondern sie lernt auch Matthew Withem kennen, einen weiteren Wolfsliebhaber. Sie beginnen eine glückliche Beziehung und eröffnen schließlich ihr eigenes Refugium mit mehreren dutzend Tieren.
Die einstmals so furchtsame und abgemagerte junge Frau verbringt ihre Tage jetzt Auge in Auge mit wilden Tieren. Keine Spur mehr von Furcht!
Sie fühlt sich komplett genesen, kann sogar die Liebe genießen. Glücklich sagt sie: „Niemand wird mich je wieder angreifen oder überfallen – immerhin lebe ich unter Wölfen.“
Im Video siehst du (auf Englisch), wie Sarah ausgelassen mit einem süßen Wolfshund spielt:
Vergewaltigungen sind ein furchtbares Verbrechen, das die Opfer ihr Leben lang verfolgt. Es ist daher wichtig, gesunde und umfassende Unterstützung zu etablieren. Mutige Menschen wie Sarah, die ihre Geschichte teilen, helfen, das Stigma von Vergewaltigungen zu brechen und oftmals präsente Schuldgefühle bei den Opfern zu überwinden. Sie hat zum Glück wieder ins Leben gefunden. Dank der eleganten Raubtiere, denen sie sich jeden Tag stellt, sogar mehr als das: Sarah hat wieder Vertrauen in die Liebe gefasst – zu Tier und Mensch.