Als Randa Ragland aus Pinson im US-Bundesstaat Alabama eines Tages im Juni 2019 ihren Briefkasten öffnet, findet sie einen anonymen Brief. Darin beschwert sich ein Nachbar über den Zustand ihres Grundstücks:
„Nachbar: Reißen Sie sich zusammen und bringen Sie das Äußere Ihres Hauses auf Vordermann. Dieser Schandfleck mindert den Verkaufswert UNSERER Häuser. Wer möchte sich ein Haus neben Ihrem kaufen und sich das jeden Tag ansehen? Es kostet nicht so viel Einsatz. Sie müssten nur Ihren Hintern hochbekommen.“
Als Randa das liest, muss sie sich erstmal setzen. Die Mutter hat wirklich andere Sorgen, als ihren Rasen zu mähen.
Ihr Mann hat kürzlich seinen Job verloren, sie selbst hat gesundheitliche Probleme und bei ihrem 3-jährigen, autistischen Sohn ist Krebs diagnostiziert worden – ein Neuroblastom im vierten Stadium.
Anstatt sich jedoch über den Beschwerdebrief aufzuregen, veröffentlicht Randa ihn auf Facebook. In dem Post schildert sie ihre eigene schwierige Situation und ruft alle Menschen dazu auf, mehr Nächstenliebe zu zeigen:
„Ich wollte das erst nicht veröffentlichen. Aber ein Nachbar hat mir diesen Brief geschickt (im Bild zu sehen). Ich will ihn allen zeigen. Du weißt nie, was im Leben des anderen gerade vor sich geht. Meine Familie macht gerade eine Menge durch. Bei unserem jüngsten Sohn von 5 Kindern, Jaxen, wurde ein Stadium-4-Neuroblastom diagnostiziert, im Oktober 2018, wenige Tage vor seinem 3. Geburtstag. Jaxen ist außerdem Autist und kann nicht sprechen. Unser Leben besteht aus Arzt- und Krankenhausbesuchen – langen Krankenhausaufenthalten für Chemo und Transplantate und Operationen. Mein Sohn musste buchstäblich um sein Leben kämpfen.
Er war über 20 Mal im Krankenhaus und hatte 7 Operationen. Er ist wahrhaftig der tapferste Mensch, den ich kenne. Ich schreibe das alles, um euch zu sagen: Seid gut zu euren Nachbarn oder Fremden. Sagt ‚Hallo‘. Seid einfach herzlich. Es ist unglaublich, wie sehr das einen Menschen verändern kann. Noch vor einem Jahr hätte ich mich sehr über diesen Brief aufgeregt. Aber ich habe wirklich keine Energie für diese Negativität. Vielleicht sieht das der Verfasser dieses Briefs. Vielleicht auch nicht. Aber vielleicht berührt das jemanden und das wäre schon genug.“
Kimberly Davis Quick, eine Frau aus der Nachbarschaft, wird auf den Post aufmerksam und teilt ihn mit einem Hilfeaufruf. Sie richtet eine Facebook-Seite ein, um Hilfe für Jaxen und seine Eltern zu organisieren. Was kurz darauf geschieht, hätte sich die verzweifelte Randa nie träumen lassen …
Einige Tage nach Kimberleys Aufruf versammelt sich eine Schar freiwilliger Helfer auf dem Grundstück der Raglands. Mit Rasenmäher und Heckenschere wird der Garten auf Vordermann gebracht. Andere helfen der erschöpften Mutter mit der Hausarbeit und erledigen ihre Einkäufe.
Einer der Helfer hatte zwei Wochen zuvor selbst seine 6-jährige Tochter durch die gleiche Krebserkrankung verloren. Er schenkt Randa einen bemalten Stein – einen Glücksbringer seiner verstorbenen Tochter. Die Mutter bricht in Tränen aus: Sie ist überwältigt von so viel Nächstenliebe und Mitgefühl. „Jaxen hat jetzt eine ganze Familie (Armee), die ihn unterstützt und uns tröstet“, schreibt Randa auf Facebook. „Danke an alle, die uns mit Kimberley Davis Quick geholfen haben. Ihr seid fantastisch.“
Aus einem hasserfüllten Brief ist eine Welle der Hilfsbereitschaft und Liebe entstanden. Mit dieser „Armee“ aus Freunden und Helfern, die ihm und seiner Familie den Rücken freihalten, wird der kleine Jaxen die schlimme Krankheit hoffentlich besiegen.
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