In diesem Post berichtet eine Berliner Facebook-Nutzerin namens Pina Charlotte, wie sie am hellichten Tag sexuell belästigt wird. Doch wie sie darauf reagiert, sorgt für Beifall:
„HEUTE IST EIN GUTER TAG. HEUTE WURDE ICH SEXUELL BELÄSTIGT. Mein Monatsticket ist abgelaufen, ich also schnell noch mit Rad zum Automaten. Die S 9 fährt bereits ein. Aus einer der Türen löst sich aus einer Gruppe Jungs (18-21) einer, ohne dass ich wirklich Notiz davon nehme – warum auch?! Nur spüre ich Sekunden später einen kräftigen Schlag auf und Kniff in den Hintern. Beim Umdrehen sehe ich noch wie einer der Jungs sich unter dem Gejohle und Gelächter der anderen 6-7 wieder in die Gruppe einreiht. Meine EC-Karte steckt noch im Automaten – ein ‚Sag mal, bei dir hackt’s wohl?‘ ist also alles, was erst mal Zeit hat.
Womit weder ich, sicherlich auch nicht die Jungs gerechnet haben: die Bahn steht da noch, als ich beide meine Karten habe. Also rein mit dem Rad, abgestellt, Bahn fährt los. Und ich bin sauer – also so richtig. So mit pochender Schläfe und Rauch aus den Ohren. Und ich sehe keinen Grund, diese Wut für mich zu behalten. Bereits im Zugehen auf das Grüppchen sprudelt es aus mir heraus – laut, so dass es in der ganzen Bahn sehr leise wird: ‚So Jungs jetzt reden wir mal! Das kann ruhig die ganze Bahn hören! Wer von euch Muttersöhnchen haut wildfremden Frauen auf den Arsch?‘
Was ich danach noch von mir gegeben habe, ist mir nicht ganz klar in Erinnerung. Irgendwas mit ‚Schande für Männlichkeit‘, ‚Respektlosigkeit‘, ‚erbärmlich‘, ‚in der Gruppe stark fühlen‘ und ’schämt euch’… Ist aber eigentlich auch nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, dass ich etwas gesagt habe. Einfach um die Wut los zu werden, dass da jemand ankommt, der meint mich zum Gegenstand einer Wette machen zu können. Über meinen Körper zu verfügen, um Testosteronstände zu vergleichen. Dem offensichtlich jeder Respekt vor der Selbstbestimmtheit einer Frau fehlt.
Dieses Gedankengut kotzt mich an und dass es immer noch in den Köpfen so vieler Menschen sitzt. Warum also war es ein guter Tag? Weil mich bereits auf dem Weg zurück zu meinem Fahrrad anerkennendes Nicken und zustimmende Daumen nach oben begleiteten – von Männern und Frauen. Zwar werd ich diese Scheiß-Exemplare an verkannter Männlichkeit nicht ändern. Aber die Gesellschaft ändert sich. Wir ändern sie. Und ich habe die Hoffnung, dass vielleicht meine Tochter in einigen Jahren aufwächst, ohne sich zu fragen ob ein bauchfreies Shirt sie in den Augen einiger Männer zum Gegenstand degradiert.“
Fast 20.000 Leute haben auf den Facebook-Beitrag der jungen Frau reagiert – mit diesem Echo hat sie selber nicht gerechnet. Doch in den Kommentaren loben alle ihren lautstarken Protest und ihre Aufforderung an alle Frauen, sich so ein Verhalten nicht gefallen zu lassen. Das Erlebnis der Berlinerin zeigt leider allzu deutlich, dass Sexismus immer noch ein ständiger Begleiter im Alltag ist. Ein Grund mehr, nicht mehr zu schweigen und wegzuschauen!