Die amerikanische Lehrerin Kristen Williams hatte schon immer davon geträumt, ein Kind zu adoptieren. Doch eines stand ihr immer Weg: ihr Dasein als Single. Das erschwerte den Adoptionsprozess in den USA deutlich. Kristen ließ sich davon jedoch nicht beirren.
Um ihrem Traum zu verwirklichen, nahm sie Kontakt mit einer Agentur in Nepal auf. Insgesamt gab sie für die Vermittlung über 28.000 US-Dollar (umgerechnet ca. 26.000 Euro) aus, doch ein neues Gesetz zerschmetterte all ihre Hoffnungen: Die US-Regierung stoppte Adoptionen aus Nepal, die Gefahr von illegalen Adoptionen war zu hoch.
Kristen war am Boden zerstört. Sie hatte für die Vermittlung alle ihre Ersparnisse ausgegeben. Aufgeben wollte sie den Traum einer Tochter aber noch lange nicht. Sie erfuhr, dass Adoptionen aus Indien weiterhin erlaubt waren.
2013 traf sie auf Munni. „Ich sah ihr Gesicht und war wie vom Blitz getroffen“, erinnert sich Kristen. „Sie war alles, was ich immer gesucht hatte.“ Munni war nur fünf Jahre alt. Dort, wo sie aufgewachsen war, hatte man sie grausam misshandelt – ihr vernarbtes Gesicht zeugte aber von den Qualen, die sie schon erlitten hatte.
In Kristen fand Munni eine neue Mutter, die sie über alles in der Welt liebte. Doch die Narben in Munnis Gesicht sollten sie für immer an ihr Trauma erinnern.
Sechs Monate nach der Adoption von Munni lernte Kristen ein weiteres indisches Mädchen kennen. Als sie das Gesicht von Roopa sah, blieb ihr fast das Herz stehen. Es blieb Kristen nichts anderes übrig, sie musste der dreijährigen Roopa einfach helfen – sie adoptierte sie als ihre zweite Tochter.
Roopa hatte ebenso wie Munni Narben im Gesicht, allerdings fehlte der Dreijährigen dazu noch die komplette Nase. Als Baby war sie in einen Abfalleimer gesteckt worden, in dem ihr von Ratten Nase und Lippen abgenagt wurden. Als Kristen von der Geschichte erfuhr, war sie schockiert.
2016 trat Kristen mit ihren beiden Adoptivtöchtern in der amerikanischen Fernsehsendung „The Doctors“ auf. In dieser Sendung können Geschädigte ihre Story präsentieren und erhalten im Gegenzug professionelle Hilfe. Bei Kristens Töchtern wurden daraufhin mehrere Operationen zur Wiederherstellung der Gesichter durchgeführt.
Nach einem Jahr wurden die drei noch einmal eingeladen, um das Ergebnis zu präsentieren: Bei Munni wurden die Narben entfernt, Roopa erhielt sogar eine neue prothetische Nase, die dank modernster Medizin kaum als solche zu erkennen ist.
Niemand hatte die beiden aufgrund ihres Aussehens adoptieren wollen, aber Kristen gab ihnen eine zweite Chance.
Sie gab ihnen ein neues Zuhause und ermöglichte ihnen eine glückliche Kindheit. Mittlerweile ist ihre dunkle Vergangenheit nur noch eine verschwommene Erinnerung.
Trotz der Operationen ist es Kristen wichtig, dass sich ihre Kinder so akzeptieren, wie sie sind. Und Kristen selbst hat noch weitere Pläne. Sie möchte demnächst ein drittes Kind aus Indien adoptieren und Munni und Roopa eine weitere Schwester schenken.