Wenn man an Krankheiten denkt, dann kommen einem meist zuerst körperliche Leiden in den Sinn. Oft leiden aber auch Freundschaften und persönliche Beziehungen unter unsichtbaren Erkrankungen, die das eigene Leben in vielfältiger Weise einschränken können.
Das beweist auch das moralische Dilemma, das eine Frau auf der Plattform Reddit schildert: Der körperliche und geistige Zustand ihrer Schwester macht ein normales Verhältnis unmöglich – und droht jetzt, das Weihnachtsfest zu ruinieren.
Weihnachten von Krankheit überschattet
„Zuerst möchte ich klarstellen, dass ich meine Schwester liebe. Ich verstehe, dass sie für ihre Taten nicht verantwortlich ist. Daher will ich nicht, dass sie jemand in den Kommentaren schlechtredet. Ich bin vierundzwanzig Jahre alt und mit meinem Ehemann seit zwei Jahren verheiratet. Davor waren wir vier Jahre zusammen. Nach der ersten Weihnachtszeit, die wir gemeinsam mit meinen Eltern verbrachten, versuchte ich alles Mögliche, um der Feier aus dem Weg zu gehen. Wir erzählten dann meinen Eltern als Ausrede meistens, dass mein Mann ein Einzelkind sei und daher seine Eltern besuchen müsse.
Meine jetzt dreißigjährige Schwester hatte im Alter von siebzehn einen schrecklichen Autounfall. Sie lag drei Wochen im Koma und ging danach monatelang zur Physio- und Sprachtherapie. Die schlimmste Folge ihres Unfalls ist aber, dass sich eine Art „Hypersexualität“ entwickelte, wie die Ärzte es nannten. Ich möchte da nicht ins Detail gehen. Nur so viel: Sie macht manchmal Sachen, die man nicht in der Öffentlichkeit tun sollte. Darüber hat sie aber keine Macht.
Sie bekam schon viele verschiedene Medikamente und wird noch immer therapiert. Leider hat bisher nichts geholfen. Die Folge ihres Verhaltens ist, dass sie fast alle ihre Freunde und unzählige Jobs verloren hat. Sie ist bisher nicht in der Lage, eine tiefe Beziehung einzugehen.
Das Problem ist, dass alles immer schlimmer wird, wenn mein Ehemann mit zu Besuch ist. Er ist attraktiv und meine Schwester findet ihn offensichtlich attraktiv – keiner von uns macht ihr deshalb einen Vorwurf. Wenn wir aber eine längere Zeit mit ihr verbringen, dann laufen die Dinge aus dem Ruder. In diesem Jahr verbringen meine Schwiegereltern Weihnachten in Europa. Meine Eltern waren deshalb aus dem Häuschen, weil sie annahmen, dass wir deshalb mit ihnen die Feiertage verbringen.
Sie nannten mich ein diskriminierendes Arschloch.
Ich habe ihnen schließlich gesagt, dass wir bei uns zu Hause Weihnachten verbringen würden, aber ich am Heiligabend für ein paar Stunden vorbeikommen würde. Sie waren verärgert und drängten darauf zu erfahren, warum wir ihnen aus dem Weg gehen. Am Ende gab ich zu, dass wir nicht den ganzen Tag mit ihnen verbringen wollen, um das schwierige Verhalten meiner Schwester nicht zu provozieren, bzw. um eben peinlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Sie nannten mich deshalb ein diskriminierendes Arschloch.
Sie sagten sogar meiner Schwester, was ich gesagt hatte und brachten sie zum Weinen. Meine Schwester meint, dass ich wie alle anderen sei, dass ich sie wie wegen ihrer Hypersexualität schlechtmachen würde, obwohl ich wisse, dass sie das nicht absichtlich tue. Bin ich also die Böse, weil mit ihnen nicht Weihnachten verbringen möchte?“
Das sagt die Reddit-Gemeinde
Die Reaktion auf die schwierige Geschichte der Nutzerin waren überwiegend positiv. „Dein Mann und du habt entschieden, eine gesunde Grenze für euch zu ziehen“, kommentiert ein Nutzer. „Den Besuch auf wenige Stunden zu begrenzen, verringert das Risiko einer peinlichen Konfrontation.“ „Dass es nicht absichtlich passiert, ist ein schwaches Argument“, schreibt eine andere Nutzerin. „Schließlich fühlt ihr euch beide nicht wohl.“
Was sagst du dazu? Hat sich die Schwester richtig verhalten?
Quelle: reddit
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