Im Sommer letzten Jahres nahm die damals 21-jährige Kiersten Miles einen Job als Kindermädchen an, um sich etwas zum Studium dazuzuverdienen. Sie wurde von den dreifachen Eltern George und Farra Rosko eingestellt, die nicht ahnen konnten, als was für ein Glücksgriff Kiersten sich erweisen sollte.
Die Roskos suchten einen guten Babysitter während einer schweren Zeit, die die Familie durchlebte. Denn bei dem jüngsten Kind, der neun Monate alten Talia, wurde bereits im Jahr zuvor eine Gallengangatresie, eine seltene und schwere Lebererkrankung, diagnostiziert. Erste Behandlungen schlugen nicht an.
Deshalb wartete die Familie nun auf ein passendes Spenderorgan, jedoch wurde die Zeit langsam knapp. Die Ärzte gingen davon aus, dass Talia nicht einmal ihren zweiten Geburtstag erleben würde, wenn sie nicht bald eine Lebertransplantation erhalten würde.
Kiersten war geschockt, als sie davon hörte. Obwohl sie bisher nur drei Wochen bei den Roskos angestellt war, war ihr die Familie bereits ans Herz gewachsen – insbesondere die liebenswürdige Talia hatte es ihr angetan.
Als Kiersten von den Umständen erfuhr, traf sie eine wichtige Entscheidung. Sie wollte sich testen lassen, ob sie als Spender für Talia in Frage käme. Sie konnte einfach nicht den Gedanken ertragen, dass dem kleinen Mädchen nur ein so kurzes Leben beschieden sein sollte.
Kiersten unterbreitete den Roskos diesen Vorschlag. Farra wollte sichergehen, dass das Kindermädchen auch wirklich den Ernst der Lage verstand. „Das ist nicht wie Blutspenden“, sagte sie zu ihr. Aber Kiersten hatte sich bereits ausreichend über das Verfahren und mögliche Risiken informiert. Bei einer Untersuchung stellte sich schließlich heraus, dass sie in der Tat als Spenderin infrage kam.
Die Operation wurde im Januar 2017 durchgeführt. Der Eingriff, bei dem Kiersten ein Teil ihrer Leber entfernt wurde, dauerte insgesamt 14 Stunden. Anschließend verbachte sie eine Woche zur Genesung im Krankenhaus und trug am Ende eine 12 Zentimeter lange Narbe davon. „Es ist nur ein kleines Opfer, wenn man im Vergleich dazu ein Leben retten kann“, sagt Kiersten rückblickend.
Kiersten und der mittlerweile 16 Monate alten Talia geht es unterdessen wieder hervorragend. Dank ihrer Selbstlosigkeit, die Kiersten lediglich als kleinen Gefallen betrachtet, rettete sie nicht nur ein Leben, sondern eine ganze Familie. Sie hofft nun, mehr Menschen zur Organspende ermutigen zu können.