John Allen Chau, ein 27 Jahre alter christlicher Missionar aus dem US-Bundesstaat Alabama, hatte sich seit Jahren fest vorgenommen, seinen Glauben in eine der abgelegensten Nischen der Welt zu tragen – nach North Sentinel Island, dem Zuhause der wahrscheinlich isoliertesten Menschen der Gegenwart.
Keinerlei Kontakt zur Welt außerhalb
Auf der kleinen Insel im Indischen Ozean lebt eine Gruppe Menschen, die keinerlei Kontakt zu der Welt außerhalb ihres Eilands hat: die Sentinelesen. Niemand außerhalb von North Sentinel Island weiß genau, wie viele sie sind. Man schätzt ihre Zahl auf höchstens 200 Personen.
In der Vergangenheit wurde immer wieder versucht, Kontakt zu den Inselbewohnern herzustellen, aber diese reagierten stets mit Aggression, oft in Form von Angriffen mit Pfeil und Bogen. Im 19. Jahrhundert wurde eine ganze Familie der Sentinelesen von britischen Kolonialherren entführt und verschleppt. Doch die Eltern starben bereits nach kurzer Zeit auf dem Schiff und die Entführer brachten die Kinder schnell wieder zurück nach Hause.
Extrem anfällig für ansteckende Krankheiten
Da die Sentinelesen immer schon so isoliert lebten, konnten sie keine Abwehrkräfte gegen Krankheiten entwickeln, die in anderen Zivilisationen schon lange keine Lebensgefahr mehr darstellten. Man hatte bei Bewohnern der Nachbarinseln gesehen, dass sie bei Kontakt zur Außenwelt extrem anfällig für ansteckende Krankheiten waren, die bei ihnen oft schnell einen tödlichen Verlauf nahmen.
Die indische Regierung versuchte im 20. Jahrhundert noch mehrere Male, mit Besuchen und Geschenken das Vertrauen der Inselbewohner zu gewinnen, doch ohne Erfolg. 1996 schließlich gab die Regierung ihre Kontaktversuche auf. Sie erkannte das Recht der Sentinelesen auf Autonomie an und erklärte das Gebiet um North Sentinel Island herum zur verbotenen Zone – es ist seitdem für Nicht-Sentinelesen illegal, sich dort aufzuhalten.
Hin und wieder wurden mithilfe von Flugdrohnen Bilder der Inselbewohner auf Video aufgezeichnet – diese sind allerdings berüchtigt dafür, die Drohnen und auch niedrig fliegende Helikopter mit Pfeilen zu beschießen.
Alle Verbote in den Wind geschlagen
Der junge John Allen Chau jedoch schlug all diese Verbote und Warnungen in den Wind und legte, mit einer Bibel im Gepäck, in einem Kanu am Strand der Insel an. Er hatte vor, die Sentinelesen zum Christentum zu bekehren. Zuvor hatte er im Umland lebenden Fischern eine Mitteilung zukommen lassen, in der er erklärte, Jesus Christus habe ihm die Kraft verliehen, auch in die verbotensten Gebiete der Welt zu reisen.
Sobald sein Kanu sich der Küste näherte, wurde John mit einem Hagel von Pfeilen empfangen und er trat erst einmal den Rückzug an. Doch einen Tag später, am 17. November 2018, unternahm er unverdrossen einen neuen Anlauf.
Ließen ihn im Sand
Was dann geschah, wurde vom Wasser aus von den Fischern beobachtet, die John illegalerweise mit ihrem Boot bis zur verbotenen Insel gebracht hatten. Die Inselbewohner, die ihm am Strand entgegenkamen, töteten ihn sofort mit mehreren Pfeilschüssen und ließen ihn im Sand zurück.
Was für ein sinnloser Tod, denn John wusste um die Gefahr! Bleibt zu hoffen, dass Missionare zukünftig darauf verzichten werden, die Menschen von North Sentinel Island zu einem anderen Glauben bekehren zu wollen.
Vorschaubild: ©Midjourney / Dieses Bild wurde mit der Unterstützung einer KI erstellt