Durch eine kleine Geste, die ein Jugendlicher einem Obdachlosen jeden Tag zuteilwerden lässt, verändert sich dessen Leben drastisch. Nach fünf Jahren treffen sich die beiden zufällig wieder und der mittlerweile erwachsene Junge ist zu Tränen gerührt. Folgende Geschichte erzählt davon:
„Es gab einen Obdachlosen namens Iwan und einen 16-jährigen Praktikanten, die sich täglich im [US-amerikanischen] Bundesstaat New York über den Weg liefen. Der Praktikant arbeitete während des Sommers in einer Anwaltskanzlei und holte sich jeden Tag sein Mittagessen von Imbissständen in der Nähe. Iwan saß nur wenige Meter entfernt.
Der Praktikant kaufte sich meistens einen Hotdog, Gyros oder einen Burrito. Weil alle Verkäufer nur Bargeld annehmen, hatte der Praktikant sich angewöhnt, immer welches bei sich zu tragen. Das restliche Kleingeld, das nach dem Essen übrig blieb, schenkte er jedes Mal Iwan.
Meistens beschränkte sich das Gespräch auf: ‚Hi, Iwan‘ oder: ‚Nett dich zu sehen, mein Guter‘, erklärt der damals 16-Jährige auf einem sozialen Netzwerk Jahre später – sie standen sich nicht besonders nahe.
Iwan hatte eine posttraumatische Belastungsstörung und war von seiner Familie davongelaufen. Ihm ging es seelisch sehr schlecht und alle seine Gedanken drehten sich im Kreis.
Fünf Jahre später kehrte der frühere Praktikant in die Stadt zurück und ging zum Mittagessen in ein Restaurant, in dem er früher regelmäßig gegessen hatte. Er war dort zusammen mit einem Freund und unterhielt sich, als plötzlich eine Stimme hinter ihm sprach: ‚Entschuldigung … Erinnern Sie sich an mich?‘
Der ehemalige Praktikant sagte dazu: ‚Ich drehte mich um und sah einen hochgewachsenen, gepflegten Mann mit Anzug und Krawatte neben meinem Tisch stehen. Ich musterte ihn mehrmals von unten nach oben, bis es klick machte.‘
‚Iwan? Wirklich?‘, fragte der ehemals 16-Jährige. In seinen Augen schimmerten Tränen. Er stand auf, schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn. ‚Ich konnte sehen, dass er kurz davor war, zu weinen. Er brachte nur ein ’Danke’ heraus.‘
Nach der Begegnung erzählten sich die beiden, was sie in den letzten fünf Jahren erlebt hatten. Iwan fand eine Arbeitsstelle und konnte es sich dann leisten, zum Therapeuten zu gehen. Er konnte viele seiner seelischen Probleme lösen und damit beginnen, sein Leben neu zu ordnen.
‚Er sagte mir, dass er in jenem Sommer, als ich ihm jeden Tag begegnete, nicht hätte tiefer sinken können. Iwan dachte oft daran, einfach auf das Ende zu warten.‘ Aber die tägliche Hilfe war ihm eine Erinnerung daran, dass es noch Gutes auf der Welt gab. Und das Geld, das er bekam, sicherte ihm täglich eine Mahlzeit. Ohne den jungen Praktikanten wäre Iwan nicht dort, wo er nun steht. Sie redeten noch anderthalb Stunden, bis er zur Arbeit zurückmusste, und verabschiedeten sich mit einer Umarmung.
Nach dem Gespräch saß der ehemals 16-Jährige mit Tränen in den Augen zehn weitere Minuten am Restauranttisch. ‚Iwan wusste nie meinen Namen und kennt ihn bis heute nicht. Mir gefällt der Gedanke, dass er ihn nie erfahren und sich nur daran erinnern wird, dass sich ein junger Mann wie ein wahrer Mensch verhalten hat.'“