Am 2. Oktober 2016 wagt Konstantin Glucharew aus Barnaul in Russland etwas, das der bisherigen Höhepunkt seiner Sportlerkarriere ist: 16 Stockwerke über der Erde balanciert er auf einem wackeligen Seil durch die kalte Luft eines regnerischen Tages von einem Dach eines Hochhauses zum nächsten.
Der 34-Jährige hat für diesen Tag die Dächer beider Gebäude gemietet und sich mit seinen Freunden verabredet, damit sie seinen gewagten Hochseilakt miterleben und auf Video aufzeichnen können.
Nur mit einem Gurt gesichert, klettert er vorsichtig auf das schwankende Seil und macht die ersten Schritte über den Abgrund. Aber der starke Wind und das Wackeln des Seils rauben ihm das Gleichgewicht …
Konstantin behält selbst im Sturz die Nerven, bekommt mit seinen Händen das Seil zu fassen und hängt 60 Meter über der Erde, bevor er sich wieder hochzieht und erneut auf seine Leine stellt.
Konstantin, der im „normalen“ Teil seines Lebens als Hochzeitsfotograf arbeitet, ist ein erfahrener „Slackliner“. Die Artisten, die sich diesem besonderen Sport verschrieben haben, balancieren nicht wie beim traditionellen (Hoch-)Seiltanz auf einem straff gespannten, kaum beweglichen Seil, sondern auf einer eher lockeren Leine (englisch „slack“ für „lose, schlaff“). Das Seil wackelt und dehnt sich daher unter ihren Schritten, was es sehr schwierig macht, das Gleichgewicht zu halten.
Während das Balancieren auf dem straffen Hochseil auf eine Jahrhunderte alte Zirkustradition zurückblickt, hat sich Slacklining als Sport in den 1980er-Jahren aus der Freikletterei heraus entwickelt.
Stück für Stück arbeitet Konstantin sich bis zum gegenüberliegenden Dach vor. Die letzten Meter sind besonders schwierig, da er sich auf dem Seil bergauf bewegen muss.
Schließlich hat er es geschafft. Seine Freunde jubeln ihm zu, er selbst winkt glücklich und triumphierend zu ihnen hinüber.
Konstantins kompletter Weg über den Abgrund kann hier angesehen werden. Vorsicht, das ist nichts für Menschen mit Höhenangst!
Auch wenn der Sicherheitsgurt ein wenig Beruhigung gewährt hat, dieser Balanceakt ist ganz sicher eine Leistung, die einem den Magen umdrehen kann. Was für ein Abenteuer!