Am 5. August 2015 wurde die 27-jährige Haddie Borbély aus Bradford (England) von einem Auto erfasst, weil dessen verantwortungsloser Fahrer gerade eine SMS schrieb. Er raste mit hoher Geschwindigkeit in die Fußgängerzone und begrub die junge Frau unter seinem Wagen.
Die Rettungskräfte waren zum Glück sehr schnell vor Ort und brachten Haddie sofort in ein Spezialkrankenhaus in Leeds. Dort kämpften die Ärzte eine ganze Nacht lang um das Leben der 27-Jährigen. Sie war schwer verletzt, hatte zahlreiche Frakturen, ein ausgekugeltes Knie, mehrere Bänderrisse und einen gebrochenen Knöchel.
Zu Haddies Leidenschaften gehörten schon immer das Wandern und das Klettern. Daher war sie am Boden zerstört, als ihr die Ärzte mitteilten, dass sie nie wieder würde laufen können. Erst zwei Monate vor dem schrecklichen Unfall hatte Haddie ihren Freund Tom kennengelernt. Als sie die erschütternde Diagnose der Ärzte erhielt, sagte sie zu ihm: „Du brauchst nicht bei mir bleiben. Ich erwarte das nicht von dir. Ich bin nicht mehr das Mädchen, das du kennengelernt hast, und ich kann verstehen, wenn du ohne mich weiterleben willst.“ Aber Tom blieb bei ihr.
Mit seiner Unterstützung fasste Haddie dann einen Entschluss: Sie wird wieder gehen können, egal, was die Ärzte ihr sagten. Doch sie hatte noch einen langen Weg vor sich. Ihre Beine waren so schwer verletzt, dass sie zunächst nur mit einer komplexen Apparatur, die nach dem sowjetischen Orthopäden Ilizarov benannt wurde, gehen konnte. Diese Metallkonstruktion sollte ihre Knochen so zusammenhalten, dass sie auch wieder korrekt zusammenwachsen würden. Während dieses Prozesses musste Haddie jedoch quälende Schmerzen ertragen.
Obwohl Haddie extrem froh war, als ihr der Ilizarov-Apparat endlich wieder abgenommen wurde, musste sie einer weiteren schmerzlichen Realität ins Auge blicken. Sie hatte zahlreiche Narben an den Stellen, an denen der Knochen ihre Haut an den Oberschenkeln durchbohrt hatte. Sie erhielt daher auch mehrere Hauttransplantationen. Als der Sommer immer näher rückte, fühlte sich Haddie zunehmend unwohl in ihrer Haut. Sie hatte Angst, Shorts zu tragen. Doch mit der Zeit lernte die junge Frau, ihre Narben zu akzeptieren: „Die Wahrheit ist, dass diese Narben ein Überbleibsel meines Überlebenskampfes sind. Ich wäre fast gestorben, und als Krankenschwester weiß ich ganz genau, wie viel Glück ich hatte. Also habe ich meine Ängste abgelegt und mich dazu entschieden, meine Narben als Teil meines Weges zu umarmen.“
Ein Jahr später konnte Haddie bereits auf Krücken laufen. Auf den Röntgenbildern war zu sehen, dass ihre Wadenbeine wieder zusammenwuchsen. Daher wurde sie von ihrem Arzt liebevoll „Echsen-Lady“ genannt.
Haddie hat ihre unglaublichen Fortschritte auf ihrer Facebook-Seite „Haddies Journey“ für alle dokumentiert. Tom und auch Haddies Familie standen ihr die ganze Zeit zur Seite und haben sie auf ihrem Weg begleitet.
Haddies Beispiel zeigt, dass man alles im Leben erreichen kann, wenn man es sich nur zutraut. Sie hat diesen schlimmen Unfall, der durch die unentschuldbare Fahrlässigkeit eines anderen Menschen verursacht wurde, nicht nur überlebt, sondern auch einiges dazugelernt. Sie ist selbstbewusster und willensstärker geworden und weiß nun, dass sie alles erreichen kann, was sie sich vornimmt.