Wir alle sehen sie jeden Tag, auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause: obdachlose Menschen, die in Hauseingängen und U-Bahn-Stationen etwas Schutz vor der Kälte und dem Regen suchen, die uns die Tür aufhalten oder in der Bahn Zeitungen verkaufen und um eine kleine Spende bitten.
Was sollte man am besten tun? Ihnen etwas Geld geben? Sie fragen, wie man ihnen sonst helfen könnte? Brennon Jones aus Philadelphia in Pennsylvania (USA) hatte eine noch bessere Idee.
Eines Tages war der gelernte Frisör auf dem Weg zur Arbeit, als ihn ein obdachloser Mann ansprach und um etwas Geld bat. Brennon gab dem Mann einen Dollar und etwas zu essen und der Mann bedankte sich freudig für seine kleine Geste.
Auf dem Nachhauseweg konnte Brennon die Begegnung immer noch nicht vergessen. „Was kann ich noch tun?“, fragte er sich. „Was kann ich persönlich machen, um jemandem wie diesem Mann zu helfen?“
Die Antwort war ebenso einfach wie naheliegend: Er könnte ihm eine Freude machen und ihm die Haare schneiden und den Bart in Form bringen. Sein Entschluss wurde schnell zur täglichen Routine.
Brennon baute auf dem Gehweg in einer Straße seiner Stadt einen Stuhl auf, brachte seine Utensilien mit und bot kostenlose Haarschnitte und Rasuren für Obdachlose an. Auch er war erstaunt, wie begeistert sein Angebot angenommen wurde.
Seitdem hat er aufgehört, die Haarschnitte zu zählen, glaubt aber, es müssten etwa um die 1.000 gewesen sein. Brennans Ruf verbreitete sich wie ein Lauffeuer und die Menschen standen Schlange an seiner kleinen Wellness-Oase.
Brennan wurde in Philadelphia zu einer lokalen Berühmtheit. Seine Frisörsitzungen zogen immer wieder Zuschauer an, man kam miteinander ins Gespräch und schloss Freundschaften – ganz wie in einem „normalen“ Frisörsalon. Ein Fernsehsender berichtete über seine Großzügigkeit und die freundliche Stimmung, die er damit in seiner Nachbarschaft schuf.
Doch je kälter es wurde, umso mehr sorgte sich Brennan, wie er seine Dienste weiter anbieten sollte. In eisiger Kälte lässt sich niemand gerne die Haare waschen und den Bart einseifen. Was also konnte er tun?
Die Rettung kam aus unerwarteter Richtung. Sean Johnson, der Besitzer des erfolgreichen Frisiersalons „Taper’s Barbershop“, kam auf Brennan zu. Er hatte den Fernsehbericht über dessen Arbeit gesehen, und obwohl die beiden Männer einander bis dahin nicht kannten, machte Sean ihm ein wunderbares Angebot.
Sean schenkte Brennan einen vollständig eingerichteten Frisörsalon. Er war so begeistert von Brennans Wohltätigkeit, dass er einfach Teil dieses kleinen Wunders sein wollte.
Also führte er ihn in die frisch renovierten Räume und fragte: „Gefällt es Ihnen hier?“ Brennan gefiel der Salon sehr gut. Da drückte Sean ihm einfach so die Schlüssel in die Hand und sagte: „Dann gehört er Ihnen.“
Sean selbst hatte an einem ungewöhnlichen Ort das Haareschneiden gelernt – und zwar im Gefängnis. Als er wieder in Freiheit war und es schließlich geschafft hatte, sich eine gute Existenz aufzubauen, wollte er der Gesellschaft etwas zurückgeben – und Brennans Frisierprojekt hatte ihn sofort angesprochen.
Brennan ist überglücklich über das Geschenk. Jetzt kann er seinen „Kunden“ weiterhin die freundliche Haarpflege anbieten, die ihnen für eine Weile dabei hilft, sich wohlzufühlen und wertgeschätzt zu wissen.
Denn manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied ausmachen.