Manche Tiere können riechen, wenn es ihren Menschen nicht gutgeht. Immer wieder bemerken kluge Hunde und Katzen am Geruch, dass ihr Mensch eine Krankheit hat, die er selbst noch nicht einmal im Entferntesten wahrgenommen hat.
Nur ganz selten kommt es vor, dass auch ein Mensch eine so feine Nase hat, dass ihm ein derart fataler Unterschied auffällt. Joy Milne ist so ein Mensch, wie diese Geschichte beweist.
Zurück in die 80er-Jahre: Eines Tages wunderte sich die heute 72-jährige Joy aus Schottland sehr, als sie bemerkte, dass ihr Ehemann Les anders roch als sonst.
Besonders um die Schultern und den Nacken des damals 33-Jährigen herum meinte sie einen muffigen Geruch wahrzunehmen. Les wurde der Kommentare seiner Frau zu seinem Körpergeruch jedoch bald überdrüssig, darum sagte sie nach einer Weile nichts mehr darüber.
Muffiger Geruch verrät Krankheit
Zwölf Jahre später bekam Les von seinem Arzt eine schlimme Diagnose: Er war an Parkinson erkrankt, einer unheilbaren Krankheit, die Teile des Gehirns Stück für Stück zerstört.
Damals wusste Joy natürlich nicht, dass der muffige Geruch, den Les seit 12 Jahren verströmte, mit seiner Erkrankung zu tun hatte. Erst im Gespräch in einer Selbsthilfegruppe fiel ihr auf, dass es da einen Zusammenhang geben könnte.
Für ihren Mann war es da bereits zu spät. Er starb im Jahr 2015 im Alter von 65 Jahren. Kurz vor seinem Tod hatte er Joy das Versprechen abgenommen, dass sie ihren außergewöhnlichen Geruchssinn zum Guten verwenden möge.
Also wandte sich Joy an die Universität von Edinburgh und berichtete den dort forschenden Medizinern von ihrer Beobachtung. Die waren zunächst sehr skeptisch, aber als Joy nicht lockerließ, stellten sie ihre Fähigkeit auf die Probe.
Sie ließen sie an zahlreichen T-Shirts von erkrankten und von gesunden Personen riechen. In fast allen Fällen konnte Joy sagen, ob die Person Parkinson hatte oder nicht. Diesen Geruch würde sie überall wiedererkennen.
Ein Schnelltest für Parkinson
Jetzt ging die echte Arbeit los. Mithilfe von Joys Geruchssinn konnten die Forschenden in Hunderten von Tests schließlich nach und nach die Kombination an Fettsäuren identifizieren, die nur von Parkisonkranken ausgeschwitzt wird und diesen besonderen Geruch hervorruft.
Daraus entwickelten sie einen Schnelltest, der Parkinson in nur drei Minuten verlässlich feststellen oder ausschließen kann.
Dabei wird die Haut am Nacken des Patienten mit einem Wattestäbchen abgerieben und die so gewonnene Schweißprobe in einem Test analysiert, der ein eindeutiges Ergebnis liefert.
Es ist der erste verlässliche Test für Parkinson, der in der Geschichte der Medizin entwickelt werden konnte. Zuvor mussten die Symptome und die Krankengeschichte des Patienten gründlich recherchiert werden, um zumindest die Wahrscheinlichkeit der Krankheit einschätzen zu können.
Parkinson riechen: Eine medizinische Sensation
Professor Perdita Barran von der Universität Manchester sagt über Joy Milne: „Wenn es Joy nicht gäbe, wäre dieser Test nie zustande gekommen. Es war nicht nur ihr Geruchssinn, es war auch ihre Beharrlichkeit. Sie hat immer fest daran geglaubt, dass sie mit ihrer besonderen Nase Menschen helfen kann.“
Noch ist der Test nicht zugelassen, aber innerhalb der nächsten zwei Jahre sollte auch dieses Verfahren abgeschlossen sein.
Hätten Joy und Les damals frühzeitig gewusst, was auf sie zukommen würde, hätten sie die ihnen verbleibende Zeit anders genutzt. „Wir hätten mehr Zeit als Familie verbracht, wir wären mehr verreist“, sagt die 72-Jährige heute. Auch die Stimmungsschwankungen und Depressionen, die Les plagten, hätten erklärt werden können. Immerhin bleibt die Hoffnung, dass künftige Generationen von dem Schnelltest profitieren und ihr Leben dementsprechend ausgestalten können.
Quelle: dailymail
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