Der deutsche Begriff „Folter“ leitet sich vermutlich aus dem mittellateinischen Wort poledrus („Fohlen“) ab – einem mittelalterlichen Folterinstrument. Aber schon mindestens seit der Antike wurden Menschen nachweislich im Rahmen von Gerichtsverhandlungen gemartert.
Obwohl sich die Gründe, aus denen gefoltert wird, kaum geändert haben, sind in den letzten zweitausend Jahren ständig neue Foltermethoden ersonnen worden. Trotz der UN-Antifolterkonvention von 1987, die mittlerweile von fast jedem Staat der Erde unterschrieben und ratifiziert wurde, finden weiterhin Folterungen statt. Noch immer kennt menschliche Grausamkeit keine Grenzen, wie die folgenden Methoden belegen:
1.) Elektroschocks und das „Tucker Telephone“
Wikipedia/Altes-telefon.jpg/Wittkowsky/CC BY-SA 3.0
Der technische Fortschritt hat zwar viel Leid aus der Welt geschafft, aber er ermöglicht leider auch neue Foltermethoden. Elektrizität ist dafür nur ein Beispiel: Weltweit werden Gefangene von ihren Peinigern mittels Elektroschocks auf dem Oberkörper und an weit empfindlicheren Stellen gequält.
Eine improvisierte elektrische Foltermethode stellt das sogenannte „Tucker Telephone“ dar. Hierbei kommen alte Kurbeltelefone zum Einsatz: Folterer verbinden den elektrischen Generator, der in solche Telefone eingebaut wurde, zum Beispiel über Drähte mit den Genitalien und dem großen Zeh des Gefangenen. Wird dann die Kurbel gedreht, schießt Strom durch den Körper des Opfers. Weil der elektrische Generator nur eine relativ geringe Stromstärke und Stromspannung erzeugt, besteht keine hohe Lebensgefahr. Trotzdem sind oft schwere Organschäden und starke Schmerzen die Folge.
2.) Waterboarding
Wikipedia/WaterboardWithCanKhmerRouge.jpg/waterboardingdotorg/CC BY 2.0
Bei dieser mittlerweile leider recht bekannten Foltermethode wird das Folteropfer auf einer schrägen Liege oder Ähnlichem so fixiert, dass die Beine höher liegen als der Kopf. Dann wird beispielsweise ein Tuch auf das Gesicht des Opfers gelegt und mehrfach mit Wasser übergossen. Dadurch wird der Atemwiderstand stark erhöht und der Würgereflex des Gefolterten ausgelöst.
Dem Opfer kommt es so vor, als würde es ertrinken, was jedoch durch die Körperstellung verhindert wird. Waterboarding gehört zu der sogenannten „Weißen Folter„, die zwar keine oder nur geringe körperliche Spuren hinterlässt, aber das Opfer stark traumatisiert. Obwohl die Ursprünge dieser Foltermethode mindestens bis in das 14. Jahrhundert zurückgehen, ist ihre Beliebtheit ungebrochen.
3.) Zahntortur
Vor der Entwicklung der heutigen Zahnmedizin war die Behandlung von schmerzenden Zähnen grundsätzlich eine Qual, weil es noch keine modernen Instrumente, wirksamen Betäubungsmittel und professionellen Zahnärzte gab. Leider lassen sich diese Errungenschaften aber auch missbrauchen: In manchen Folterstätten bohren ausgebildete Zahnärzte auf möglichst schmerzhafte Weise die Zähne von zu folternden Gefangenen auf.
4.) Camera silens
Hierbei handelt es sich um einen dunklen Raum, der auch schallisoliert ist. Das Opfer wird in die „Camera silens“ (aus dem Lat. für „stiller Raum“) eingesperrt, um es körperlich wie seelisch zu malträtieren.
Einerseits wird das vegetative Nervensystem aufgrund der anhaltenden Reizarmut stark angegriffen. Das kann zu Kopfschmerzen, Störungen des Hormonhaushaltes, Wahrnehmungsstörungen und einer dauerhaften Schädigung der geistigen Leistungsfähigkeit führen – um nur einige Folgen zu nennen. Andererseits kann das Opfer infolge dieser Foltermethode an einer allgemeinen emotionalen Instabilität oder Depressionen leiden. Manche dieser Schäden bleiben bis ans Lebensende.
5.) Bambusfolter
Wikipedia/Big Bamboo Shoot (Joi Ito).jpg/Joi Ito/CC BY 2.0
Bekanntlich wächst Bambus sehr schnell und kann aufgrund seiner Festigkeit vielfältig eingesetzt werden. Genau das machen sich Folterer zunutze: Bindet man jemand im Liegen fest und platziert einen Spross unter ihn, so wächst dieser mehrere Zentimeter pro Tag und dringt letztlich langsam in den Körper des Opfers ein, was sehr starke Schmerzen verursacht.
Eine fast noch grausamere Variante besteht darin, einen Spross in den Anus eines Gefangenen einzuführen, wodurch derjenige quasi täglich zentimeterweise gepfählt wird. Die Anwendung dieser Foltermethode kann tödlich enden.
6.) Zwangsmedikation
Die Fortschritte in der chemischen Industrie hatten zur Folge, dass moderne Medikamente günstig und massenhaft produziert werden können. Viele Menschen lindern mittlerweile täglich ihre Leiden durch allerlei Schmerzmittel – eine kaum zu unterschätzende Errungenschaft der Moderne. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass es auch möglich ist, gefährliche Substanzen zu Folterzwecken zu synthetisieren oder normale Arznei zu missbrauchen. Drogen oder andere Wirkstoffe können bei Folteropfern gezielt Schmerzen verursachen oder sie gefügiger machen.
Ein jüngerer Fall einer solchen Foltermethode scheint die Verabreichung von Malaria-Medizin in dem US-amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo zu sein. Häftlingen wurden anscheinend viel zu hohe Dosen des Wirkstoffs Mefloquin gegeben, dessen Einnahme zahlreiche Nebenwirkungen verursacht. Das Mittel kann zu Albträumen, Aggressivität, Halluzinationen, Panik, Psychosen und Angst bei Betroffenen führen.
Die Auflistung dieser Foltermethoden stellt nur eine kleine Auswahl dar. Noch immer ist auch der Einsatz von bloßer Gewalt weit verbreitet, aber die Anwendung von Weißer Folter nimmt zu. Auf jeden Fall ist es eine erschütternde Erkenntnis, dass Menschen selbst im Zeitalter der Aufklärung vor solchen Untaten nicht zurückschrecken.