6. Es wurden unzählige Hexen verbrannt?
Hierbei handelt es schlichtweg um eine falsche zeitliche Einordnung: Die Hexenverfolgungen in Europa fanden überwiegend in der Frühen Neuzeit statt. Im frühen Mittelalter leugnete die Kirche die Existenz von Hexen und verurteilte um das Jahr 900 den Glauben an Hexerei als Ketzerei. Diejenigen Frauen, die sich als Hexen ausgaben, wurden verstoßen.
7. Wikinger trugen gehörnte Helme?
Der Wikinger als gehörnter Krieger – dieses Bild ist schlichtweg falsch. Das typische Bild vom gehörnten Wikinger wird tatsächlich durch die Uraufführung von Wagners „Ring des Nibelungen“ aus dem Jahr 1876 populär: Hier traten die nordischen Recken mit hornbewehrten Helmen auf, was jedoch allein auf die künstlerische Fantasie des Regisseurs zurückzuführen ist.
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8. Ritter waren noble Männer?
Ritterlichkeit ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, welche in den sagenhaften Rittergeschichten ihren Höhepunkt fand: Ein schwärmerisches Mittelalterbild setzte sich durch, die Realität sah hingegen banaler aus. Ritter zogen in blutige Schlachten, raubten, mordeten, vergewaltigten und widersprachen in vielen Punkten dem romantischen Bild, das sich viele bis heute von ihnen machen.
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9. Die Kirche bremste die Entwicklung der Wissenschaft?
Die meisten Wissenschaftler waren selbst Kirchenmänner. So war es beispielsweise die Aufgabe der Mönche – da sie zu den wenigen gehörten, die zu dieser Zeit lesen und schreiben konnten –, alte Schriften neu zu verfassen und Wissen zu dokumentieren.
Nachdem Giordano Bruno 1600 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, entstand nur drei Jahre später im Vatikan die erste päpstliche Gelehrtenakademie, die sich eigenen wissenschaftlichen Forschungen widmete. Zwar tat sie dies natürlich im Sinne des katholischen Glaubens, die Wissenschaft wurde dennoch vorangetrieben.
10. Männer ließen ihre Frauen Keuschheitsgürtel tragen?
Dieser Mythos besagt, Männer im Mittelalter hätten ihren Frauen einen Keuschheitsgürtel angelegt, um die Enthaltsamkeit der Ehefrau während ihrer Abwesenheit zu gewährleisten. Tatsächlich wird erst um 1400 der Keuschheitsgürtel in Padua (Italien) erwähnt, wobei man eher vermutet, dass es sich um ein Sexspielzeug handelte. Es gibt keinen eindeutigen Beleg dafür, dass der Keuschheitsgürtel bereits im Mittelalter bekannt war. Man vermutet, dass es sich um einen Mythos handelt, der in der Barockzeit erfunden und verbreitet wurde.
Auch im heutigen Sprachgebrauch taucht das Mittelalter noch immer sehr häufig auf. Meistens bezeichnet man damit etwas Schlechtes, Dunkles und Rückständiges. Dies liegt größtenteils an den meist bewusst erschaffenen und bewusst verbreiteten Mythen aus den auf das Mittelalter folgenden Epochen, um das Bild dieses vergangenen „finsteren Zeitalters“ zu zeichnen.
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Quelle: brightside
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