Unbekannte alte Fotos können leicht den inneren Detektiv wecken. Wer wurde da fotografiert? Wann genau entstand das Bild? Welcher Ort ist da zu sehen? Auch der US-Amerikaner David Gutenmacher konnte sich eines Tages dem Sog der Vergangenheit nicht mehr entziehen.
Der 25-Jährige rief eine Website ins Leben, die er „Museum of Lost Memories“ (Auf Deutsch etwa: Museum der verlorenen Erinnerungen) nannte. Darauf sammelt und dokumentiert er alte Fotografien und Videos. Mit der Unterstützung von Menschen aus aller Welt versucht er, auf sozialen Netzwerken herauszufinden, welche Geschichte diese alten Dokumente erzählen.
Anscheinend findet sein Engagement bei vielen Menschen Anklang. Auf seinem TikTok-Konto veröffentlicht er regelmäßig kurze Videos, in denen er seine Fundstücke vorstellt und Zuschauer um Hinweise bittet.
Sein bisher erfolgreichstes Video hat schon über 9 Millionen Aufrufe bekommen. Darin geht es um eine ominöse Filmrolle aus den 1940er-Jahren, wie im Folgenden zu sehen ist:
„Ich habe in einem Trödelladen eine Filmrolle aus dem Jahr 1943 entdeckt. Hoffentlich können wir mit diesen Bildern die Familie finden. Das wissen wir bisher: Den Bildern lag eine Notiz bei.
Darauf steht auf Deutsch geschrieben, dass die Fotos im April 1943 entstanden sind. Außerdem waren Anweisungen für ein Fotostudio enthalten und ein Name tauchte ebenfalls auf. Leider ließ die Handschrift eine eindeutige Bestimmung des Namens nicht zu.
Fast alle Bilder wurden wohl auf dem La Salle Boulevard in Detroit, Michigan, aufgenommen. Einer der Männer trägt eine Uniform der US-Armee. Waren das Deutsche? Haben sie in Detroit gelebt? Hoffentlich finden wir bald mehr heraus.“
Viele Freiwillige und David selbst analysierten die Bilder ganz genau. Sie suchten Straßen mit demselben Namen, glichen die Formen der Straßenlaternen ab, die Art der Häuser im Hintergrund, untersuchten die Handschrift auf dem Zettel und vieles mehr.
David und seine Helfer erkannten bald, dass die anderen Fotos, die nicht in Detroit aufgenommen wurden, aus New York stammten. Eine kuriose Entdeckung war, dass es dort auch eine „La Salle Street“ gab — nicht weit vom Aufnahmeort der Bilder entfernt.
In Zeitungsarchiven wurden schließlich auch Artikel und Bilder gefunden, die sehr hilfreich waren und die Suche stark voranbrachten. Ein Helfer entdeckte auf einer Genealogie-Plattform sogar einen Familienstammbaum mit Passbildern, die sehr vielversprechend waren. Nach einiger Zeit konnte David eine Erfolgsmeldung veröffentlichen.
Es stellte sich heraus, dass auf den Bildern die Familie Friedmann zu sehen ist, die aus Österreich stammt und in den 1940er-Jahren nach New York flüchtete. Der junge Mann in Uniform ist Fred Friedmann, der Thea Bach heiratete. Die Bachs lebten seit den 1930er-Jahren in Detroit.
„Wir haben sie gefunden! Nach zwei Wochen haben wir die Familie Friedmann entdeckt. Ich stehe mit den Enkeln von Fred und Thea in Kontakt. Die Bilder haben sie umgehauen! Ich werde ihnen die Filmrolle und den Zettel zurückgeben.“
Was für ein interessanter Einblick in eine vergangene Zeit! Auf jeden Fall hat David sich ein spannendes Hobby ausgesucht, mit dem er obendrein sehr vielen Menschen eine große Freude macht.
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Quelle: boredpanda
Vorschaubild: ©TikTok/museumoflostmemories