Celeste Nurse aus Südafrika hätte nicht glücklicher sein können. Sie hatte gerade ihre Tochter Zephany auf die Welt gebracht. Den beiden ging es prächtig. Sie verbrachten noch ein paar Tage im Krankenhaus, bevor sie den Start ins Leben als Familie antreten sollten. Auch Celestes Mann Mourne freute sich schon auf das neue Leben zu dritt. Am Abend kam eine Krankenschwester ins Zimmer, um nach Celeste und ihrem Baby zu sehen. Alles schien in Ordnung zu sein. Deshalb wähnte Celeste sich sicher, gab ihrer Erschöpfung nach und fiel in einen tiefen Schlaf. Sie hatte keine Ahnung, dass dieser Abend der letzte sein sollte, den sie mit ihrer kleinen Zephany verbringen würde …
Als Celeste aufwachte, sah sie sich um und bemerkte sofort, dass ihre Tochter nicht mehr da war. Sie rief sofort die Krankenschwester. Zuerst glaubte die junge Mutter, dass das Krankenhauspersonal ihre Tochter genommen hätte, um mit ihr ein paar Tests zu machen oder ihre Windeln zu wechseln. Doch als die Krankenschwester den Raum betrat, sagte ihr Gesicht alles. Irgendetwas war hier faul.
Schnell kam heraus, dass Celestes Baby entführt worden war. Die „Krankenschwester“, die am Abend zuvor in das Zimmer gekommen war, um nach Celeste und ihrem Neugeborenen zu sehen, war gar keine Krankenschwester!
Die Behörden wurden auf diesen Fall aufmerksam und begannen sofort, nach dem erst 3 Tage alten Baby zu suchen. Es vergingen Wochen und Monate, doch es fand sich keine Spur von Zephany. Die Eltern begannen, die Hoffnung zu verlieren: „Als Mutter bricht es dir das Herz. Geht es ihr gut? Wird sie missbraucht? Ist sie noch am Leben?“ Diese Fragen stellte sich Celeste täglich seit Zephanys Verschwinden.
Irgendwann mussten sich die Eltern damit abfinden, ihr Leben irgendwie auch ohne ihr vermisstes Kind weiterzuführen.
In den darauffolgenden Jahren wurden Celeste und Mourne Eltern dreier weiterer Kinder, zweier Mädchen und eines Jungen. Doch Zephany war immer noch in ihrer beider Herzen, und sie hatten insgeheim nie die Hoffnung aufgeben, sie irgendwann doch wieder in die Arme schließen zu können. Die Familie feierte sogar jedes Jahr Zephanys Geburtstag. Und in jedem Jahr gab es eine Meldung in den Zeitungen, die ihre Hoffnung wieder aufleben ließ. Doch die Jahre vergingen und nichts passierte.
Doch dann ereignete sich eines Tages etwas völlig Überraschendes: Celestes und Mournes 13 Jahre alte Tochter Cassidy kam eines Tages mit sehr bemerkenswerten Nachrichten von der Schule nachhause. Die Eltern rechneten zuerst mit einem typischen Teenager-Problem, doch was sie dann hörten, zog ihre ganze Aufmerksamkeit aus einem anderen Grund auf sich.
Cassidy hatte ein Mädchen gesehen, das ihr auffallend ähnlich war. Zum ersten Mal seit langer Zeit kam ein Schimmer von Hoffnung bei der Familie auf. Was wäre, wenn es sich bei diesem Mädchen tatsächlich um die vermisste Zephany handeln würde?
Als sie die Jugendliche trafen, von der Cassidy gesprochen hatte, waren Celeste und Mourne perplex. Es gab absolut keinen Zweifel für Celeste, dass es sich bei diesem jungen Mädchen um Zephany handelte. Sofort gingen sie zur Polizei, die wiederum einen DNA-Test durchführen ließ. Das Paar wartete angespannt auf das Ergebnis, und dann kam endlich der Anruf: Das Mädchen war ihre Tochter! Sie hatten Zephany gefunden!
Nach 17 Jahren voller Schmerz wurde der Traum von Celeste und Mourne endlich wahr. Die Familie war wieder komplett – das dachten sie zumindest …
Es stellte sich heraus, dass Zephany nur wenige Kilometer entfernt von ihren biologischen Eltern aufgewachsen war. Sie war von der Frau großgezogen worden, die sie aus dem Krankenhaus gestohlen hatte. Diese war damals nach einer Fehlgeburt völlig verzweifelt gewesen und hatte Zephany einfach mit nachhause genommen, als sei sie ihr eigenes Kind. Selbst der Ehemann der Frau hatte keine Ahnung davon, dass Zephany gar nicht das biologische Kind der Familie war.
Abgesehen von den ungewöhnlichen Umständen, hatte Zephany jedoch eine glückliche Kindheit genossen und wollte gar nicht zurück zu ihrer biologischen Familie. Sie mochte ihre Eltern, die sie aufgezogen hatten, sehr gern. Nun befand sie sich auf einmal zwischen zwei Welten: Mit der einen Familie hatte sie ihr ganzes Leben verbracht, bei der anderen hätte sie eigentlich sein sollen.
Eine Zeitlang versuchten Celeste und Mourne, ein Verhältnis zu Zephany aufzubauen, doch schnell mussten sie feststellen, dass der Teenager nicht so war, wie sie sich das erhofft hatten. Es war schwer, mit Zephany zu reden. Die Jugendliche entzog sich ihren biologischen Eltern zunehmend und wandte sich der Familie zu, die sie 17 Jahre lang aufgezogen hatte.
„Sie hat uns sie einmal gestohlen, und es fühlt sich an, als hätte sie es wieder getan. Es gab eine erste Annäherung, doch die Bindung fand nicht wirklich statt. Wir haben nicht die Möglichkeit oder die Zeit dazu bekommen“, sagte Mourne.
Heute möchte Zephany, die immer noch unter der Identität ihrer Adoptiveltern lebt, Celeste, Mourne und ihre Geschwister nicht mehr sehen. Dennoch wurde die Frau, die Zephany damals entführt hatte, nach all den Jahren verurteilt und sitzt nun im Gefängnis.
„Ich hoffe, dass das Verschwinden der Frau von der Bildfläche, jetzt wo sie hinter Gittern sitzt, der Situation behilflich sein wird. Ich kann jetzt nichts mehr tun. Ich kann nur hoffen, dass Zephany sich irgendwann dazu entscheidet, zurückzukommen“, erklärt Mourne.
Im folgenden Video kannst du dir noch einmal die tragische Geschichte anschauen (auf Englisch):
Nachdem dieser Bericht veröffentlicht worden war, kam es für Celeste und Mourne noch schlimmer. Der Stress der Tragödie wurde ihnen zu viel. Selbst wenn Zephany zu ihnen zurückkommen würde, wäre der Traum von der großen Familie, die sie immer gewollt hatten, ein für allemal geplatzt. Doch auch wenn sie heute nicht zusammen sind, freuen sich Celeste und Mourne darüber, dass ihre Tochter am Leben ist und es ihr gut geht.
Und das Leben geht weiter: Eines Tages wird das „verlorene“ Kind vielleicht die Perspektive seiner leiblichen Eltern verstehen und ihre Liebe annehmen können. Und vielleicht werden auch die Eltern irgendwann ihre Tochter verstehen können.