Carlyle Smith aus Ohio (USA) arbeitete 2003 als Kinderbetreuer für einen Kurzzeitpflegedienst. Im Oktober desselben Jahres stellte er sich bei Sharen und Michael Gravelle vor, die um Unterstützung bei der Pflege ihrer elf Adoptivkinder baten. Was Carlyle zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ahnte: Diesen Besuch würde er nie wieder vergessen.
Das Ehepaar lebte am Waldrand, abgeschieden von der Außenwelt. Zu ihren zwei leiblichen Töchtern hatten sie nach und nach elf weitere Pflegekinder bei sich aufgenommen und adoptiert. Mit der damit verbundenen Arbeit waren sie jedoch zusehends überfordert.
Noch bevor Carlyle das Haus betreten durfte, wurde ihm eindringlich verboten, die Räume im Obergeschoss zu betreten.
Sharen wies die Kinder sofort an, das Haus zu verlassen und im Garten zu spielen. Als ein Kind das Badezimmer benutzen wollte, sagte sie nur: „Geh nach oben und sperr dich bis morgen Abend in deinen Käfig ein.“
Während des Gesprächs nannte Sharen ihre Adoptivkinder immer wieder „Affen“. Carlyle machte die Ausdrucksweise des Ehepaares fassungslos, gerade im Hinblick darauf, dass alle elf Kinder afroamerikanischer Abstammung waren.
Im weiteren Verlauf sagte Michael: „Ich fühle mich wie Moses. Ich führe diese Kinder in das gelobte Land.“
Der erfahrene Kinderbetreuer hatte schnell den Entschluss gefasst, die Stelle nicht anzunehmen. Er hatte das Gefühl, „die Kinder seien bei Monstern gelandet.“ Nach der Verabschiedung rief er sofort seine Vorgesetzte an und erläuterte seine Beobachtungen.
Eine Woche später traf er sich mit Mitarbeitern des örtlichen Jugendamts, um die Behörde auf die erschreckenden Umstände aufmerksam zu machen. Doch lange Zeit geschah nichts.
Erst zwei Jahre später wurde das Haus von Sharen und Michael nach einer weiteren Beschwerde von der Polizei durchsucht. Sheriff Richard Sutherland kann sich noch gut an seinen ersten Eindruck erinnern: „Im Haus herrschte ein beißender Uringeruch. Oben befanden sich kleine Käfige. Alles war verdreckt.“
Laut dem Sheriff waren die Käfige, in denen die Kinder Nacht für Nacht schlafen mussten, mit einer Alarmanlage und Draht gesichert, um ihnen das Ausbrechen zu erschweren. Zusammen mit seinen Kollegen entschied er sich daher, die Kinder sofort mitzunehmen.
In einem späteren Verfahren wurden die beiden zu einer Haftstrafe von zwei Jahren verurteilt.
Aus den Kindern von damals sind mittlerweile junge Erwachsene geworden. Allerdings hatte bis vor Kurzem keiner von ihnen die Chance, dem Mann zu danken, der die Rettung überhaupt erst in Gang gesetzt hatte. Bei einem Auftritt in der US-amerikanischen TV-Show „Dr. Phil“ sollte sich das aber ändern: Zwei von ihnen, Abba und Simon, konnten Carlyle endlich persönlich kennenlernen.
Bei dem Treffen schossen allen sofort die Tränen in die Augen. Carlyle, Abba und Simon wurden von ihren Gefühlen vollkommen überwältigt. In diesem Video (auf Englisch) kannst du die rührende Zusammenkunft mit eigenen Augen sehen:
Man fragt sich unweigerlich, was für herzlose Menschen Kindern so etwas nur antun konnten. Sharen und Michael haben das Leben ihrer elf Ziehkinder zur Hölle auf Erden gemacht – und das Jugendamt sah lange Zeit tatenlos zu. Zum Glück fasste sich Carlyle ein Herz und rettete den Kindern vielleicht sogar das Leben.
Immerhin gab es für diese elf Kinder ein Happy End. Aus ihnen sind wunderbare Jugendliche und Erwachsene geworden, die ihre Vergangenheit hinter sich gelassen haben und nun ein glückliches, erfülltes Leben führen können.