Die reddit-Nutzerin Carlinha erzählt eine schöne Geschichte über die liebevolle Geste ihres Vaters, von der sie erst nach über einem Jahrzehnt erfuhr:
„Als mein Vater mir verbat, meine Oberschenkel zu wachsen“
„Meine Mutter war nie eine vom Typ ‘Machen wir mal etwas gemeinsam!‘ Das war einerseits ok, andererseits nervte es, wenn ich etwas Neues ausprobieren wollte, wie Maniküre, Wachsen, Büstenhalter-Einkaufen oder was nicht alles.
Ich hatte dafür aber einen tollen Vater, der immer bereit war, mich dort hinzufahren. Deshalb hatte ich nie das Gefühl, dass so etwas zu kurz kommt. Er hat mich oft irgendwohin gebracht und dann wieder abgeholt.
Mit sechzehn Jahren, als es mit dem Schulabschlussball losging, hatte ich mich entschlossen, mir die Beine wachsen zu lassen. Das heißt, ich wollte auf keinen Fall unsaubere Stellen haben, sondern, dass meine Beine sanft sind und was weiß ich noch alles.
Mein Papa zögerte sehr. Erst sagte er: ‘Nein, noch nicht.‘ Aber als der Abschlussball immer näher rückte, wurde ich immer hartnäckiger. Dann gab er sein Okay, meinte aber, dass er sich vorher erkundigen und dann einen Termin machen wolle.
Wie sonst auch hat er sein Wort gehalten und ein paar Tage später hatte ich einen Termin mit der süßesten Kosmetikerin, der ich wohl je begegnet bin. Mein Vater hatte EINE Bedingung: nicht die Oberschenkel. Wir haben ihn überzeugt, dass einige Zentimeter über den Knien in Ordnung geht, wegen … dem Kleid bzw. der Rocklänge, aber nicht mehr als das.
Mittlerweile ist etwas mehr als ein Jahrzehnt vergangen. Nach dem Abschlussball bin ich noch einige Zeit zu dieser Kosmetikerin gegangen und dann umgezogen. Nun kommt der Sommer, weshalb ich seit Langem wieder einmal einen Termin bei ihr vereinbart habe. Nachdem wir uns auf den neuesten Stand gebracht hatten (gute fünf Jahre!), meinte sie, mir etwas erzählen zu müssen.
Sie sagte mir, dass mein Vater einen Termin für sich bei ihr gebucht habe, bevor ich das erste Mal zu ihr gekommen sei. Er habe mit ihr über ihre Methoden und was nicht alles gesprochen. Er habe eine Ganzbeinrasur bestellt und sie habe sich gefreut, dem nachzukommen.
Danach habe er ihr gesagt, dass er das ganz und gar nicht genossen habe, dass seine 16-jährige Tochter aber unbedingt ihre Beine wachsen möchte und er es zuerst habe ausprobieren wollen. Er habe für mich noch am selben Tag einen Termin vereinbart.
Die Kosmetikerin fuhr fort und sagte, dass er gleich am nächsten Tag bei ihr angerufen und erzählt habe, dass er blaue Flecke an seinem Oberschenkel habe und dass es schmerze. Sie habe geantwortet, das sei möglich und auch gewissermaßen normal. Und genau deshalb habe er nicht gewollt, dass ich mir die Oberschenkel wachsen ließe.
O mein Gott! Genau so ist mein Papa. So etwas würde er tun, aber es mir nie erzählen. Das ist bloß eine kleine Erinnerung daran, wie fürsorglich er ist und immer war.“
Die Geschichte von Carlinha und ihrem Vater zeigt deutlich, dass wir oft nicht mitbekommen, wie viel unsere Eltern wirklich für uns tun. Oft merken wir uns kleine, vermeintliche Ungerechtigkeiten wie Ausgehverbote, doch was sie im Hintergrund für uns leisten, ist manchmal unbezahlbar.