Ende der 1950er-Jahre kam es in China zu einem kollektiven Massenmord und die ganze Bevölkerung wurde gezwungen, sich daran zu beteiligen. In kürzester Zeit wurden Milliarden Tiere getötet – mit ungeahnten Folgen.
Im Jahr 1958 beschloss Chinas Führung um Mao Zedong die sogenannte „Ausrottung der vier Plagen“: Dabei sollten Tiere vernichtet werden, von denen man glaubte, dass sie Krankheit, Elend und Hunger brächten. Zu den Plagen gehörten Mücken, die Malaria übertrugen, Ratten, die die Pest brachten, und die allgegenwärtigen Fliegen, die weitere Krankheiten verbreiten konnten. Doch neben diesen „üblichen Verdächtigen“ wurde auch ein anderes Tier ins Visier genommen.
Als vierte Plage bekämpfte man Tiere, die nicht nur völlig harmlos, sondern sogar extrem wichtig für die Landwirtschaft waren: Spatzen. Sie waren angeblich für Missernten verantwortlich, da sie die Saat von den Feldern fraßen.
Mit gigantischem Propagandaaufwand wurde das ganze Volk – auch die Kinder – aufgefordert, die vermeintlichen Schädlinge zu bekämpfen. Das war der Beginn der sogenannten „Spatzenkampagne“.
Die Menschen begaben sich zu Millionen auf die Straßen und Felder. Mit Töpfen, Tröten und allem, was zur Hand war, machten sie Lärm, um die Vögel aufzuscheuchen. Stundenlang konnten die Spatzen sich nirgendwo hinsetzen und blieben so lange in der Luft, bis sie vor Erschöpfung zu Boden fielen. Wenn sie dort noch nicht tot waren, wurden sie erschlagen.
Die Kinder kletterten auf die Bäume, um die Nester der Vögel zu vernichten. Und mittendrin schossen alle, die ein Gewehr hatten, in die Luft.
Auf diese Art wurden zwei Milliarden Vögel umgebracht. Außerdem wurden etwa genauso viele Ratten getötet und rund 100.000 Tonnen Fliegen und 11.000 Tonnen Mücken vernichtet – ein wahrer Massenmord an der Natur, der nicht ungesühnt bleiben sollte. Denn was Mao nicht bedacht hatte: Nicht die Spatzen fraßen die Saat der Bauern, sondern vor allem die Heuschrecken, die sich über die Felder hermachten. Ohne ihre natürlichen Fressfeinde hatten die Insekten nun leichtes Spiel und konnten in gigantischen Schwärmen über das Land ziehen und die Ernten vernichten.
Durch diese Plage und durch viele andere Fehlentscheidungen der Politik kam es zur größten Hungersnot in der Geschichte der Menschheit, der Großen Chinesischen Hungersnot (1959-1961), bei der ca. 55 Millionen Menschen verhungerten. Zum Vergleich: Das ist mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung.
Das Elend in China war unermesslich. Viele Menschen prostituierten sich oder verkauften ihre Kinder, um an etwas zu essen zu kommen. Es gibt sogar Berichte von Kannibalismus. Erst jetzt beendete die Regierung die Jagd auf die Spatzen. Um die Heuschrecken zu bekämpfen, mussten jetzt sogar Vögel aus der Sowjetunion eingeführt werden. Diese Einsicht kam aber viel zu spät. Aufgrund einer politischen Fehlentscheidung mussten Milliarden von Tieren und Millionen von Menschen sterben.
Weitere Hintergründe zur „Ausrottung der vier Plagen“ siehst du in diesem Video (auf Englisch):
In diesem Video erfährst du mehr über die Große Chinesische Hungersnot (auf Englisch):
Die „Spatzenkampagne“ zeigt uns, welche verheerenden Auswirkungen der Eingriff in das natürliche Gleichgewicht haben kann. Hoffentlich ziehen künftige Machthaber und Politiker ihre Lehren aus diesem dunklen Kapitel der Geschichte.
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Quelle: youtube
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