Stell dir vor, du bist bei Freunden zu Gast und der Gastgeber bittet dich, deine Straßenschuhe auszuziehen. Du wirfst einen verstohlenen Blick auf deine Socken und seufzt innerlich: Oje, da ist jetzt nicht wirklich ein Loch? Na ja, du hast keine Wahl – die Schuhe müssen aus.
Wenn es jedoch nach Kris Frieswick geht, ihrerseits Kolumnistin des Wall Street Journal, dann behältst du in Zukunft vielleicht einfach deine Schuhe an. Doch damit steht sie so ziemlich allein auf weiter Flur.
Schuhe aus: Hygiene vs. Gastfreundschaft
In einer ihrer Kolumnen spricht sich Frieswick nämlich dafür aus, sich nicht an das Gebot zu halten, Straßenschuhe an der Türschwelle einer jeden Wohnung auszuziehen – es sei denn, es stünden kulturelle oder religiöse Gründe auf dem Spiel. Eine weitere Grenze zieht sie bei stark verschmutzten Schuhen – Schnee, Schlamm oder, nun ja, etwas weniger Appetitliches. Insgesamt aber, so argumentiert sie, sei die vielerorts so strikte Politik des Schuhausziehens, nur um die Böden sauber zu halten, übertrieben.
Dabei ist der Autorin der wissenschaftliche Konsens bekannt: Studien haben nämlich gezeigt, dass Schuhe, die draußen getragen werden, eine beunruhigende Menge an Bakterien mit ins Haus bringen können, einschließlich des gefürchteten E.coli-Bakteriums. Doch Frieswick gibt zu bedenken, dass wir uns bei Haustieren, die nach Lust und Laune draußen und drinnen unterwegs sind, oft keine Gedanken machten.
In ihrem eigenen Zuhause lasse sie jedenfalls eine gelassene Schuhpolitik walten: Wenn die Sohlen nicht gerade vor Schmutz starrten, dürften ihre Gäste die Schuhe anbehalten.
Respekt vor Hausregeln: Ein virtueller Aufschrei
Während ihre teils ironische Kolumne bei einigen wenigen Lesern für Schmunzler sorgte, war die Reaktion bei der breiten Masse im Internet weniger heiter. Für die breite Mehrheit der Online-Kommentator/innen ist es eine Frage des Respekts: Man betritt ein fremdes Haus und weigert sich, die dortige Hausordnung bzw. Schuhpolitik zu befolgen? Das ist für viele ein No-Go. Nicht die Bakterien seien das Problem, sondern die Missachtung der Gastfreundschaft.
Schuhe ausziehen? Das sagt das Internet
In den meisten Online-Foren sind sich die Nutzer einig: Wer sich gegen die Regeln des Hauses stellt, riskiert den Platz auf der Gästeliste. Dass man die persönlichen Präferenzen des Gastgebers achtet, gehört für viele einfach zum guten Ton.
Viele Menschen reagierten mit einer Mischung aus Empörung und Humor. Ein Nutzer schrieb sinngemäß: „Ich schlage vor, dass Japan, Korea und China dieser Frau kein Visum mehr ausstellen.“ Tatsächlich ist es in diesen Ländern eine Todsünde, die Schuhe im Haus anzubehalten.
In einem weiteren häufig gelikten Kommentar steht: „Unfassbar, dass jemand für das Schreiben dieser Kolumne bezahlt wurde.“
Wie viel Ernst oder Ironie jetzt auch immer in Frieswicks Kolumne stecken mochte, eine Sache hat das Internet jedenfalls klargestellt: Die absolute Mehrzahl der Menschen besteht weiterhin darauf, dass du als Gast deine Straßenschuhe gefälligst ausziehst. Ob spießig oder nicht – Keimfreier ist diese Sitte in jedem Fall.
Quelle: Newsweek
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