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Herbergsvater erzählt vom Alltag in der Jugendherberge

Der Leiter einer Jugendherberge beantwortet Fragen im Internet und gibt exklusive Einblicke in den Alltag eines Herbergsvaters.

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Erinnerst du dich noch an deine Klassenfahrten? Die vielen Städterundfahrten und Besichtigungen werden wohl den wenigsten im Gedächtnis geblieben sein – dafür war die Zeit in der Jugendherberge aber umso unvergesslicher. Sobald der Lehrer weg war, ging es auf den Zimmern hoch her. Kein Wunder also, dass man als Leiter einer Jugendherberge einiges mitmacht. Die folgenden exklusiven Einblicke zeigen, dass der Arbeitsalltag eines Herbergsvaters niemals langweilig wird.

Klassenfahrten und Jugendfreizeiten sind für Kinder und Jugendliche ein unvergessliches Abenteuer. Dass solche Touren für die Aufsichtspersonen nicht weniger abenteuerlich sind, beweisen die folgenden Anekdoten, die ein Herbergsvater im Internet geteilt hat. Auf der Plattform Reddit beantwortet der Leiter einer Jugendherberge alle Fragen, die der Internetgemeinde unter den Nägeln brennen.

1. Was war dein größtes „Was zum Teufel …?“-Erlebnis?

„Ich habe früher, bevor ich Herbergsvater wurde, den Bereitschaftsdienst in der Jugendherberge gemacht. Ich habe also in der Jugendherberge geschlafen, mit einem Bereitschaftstelefon. Eines Nachts hörte ich, dass etwas auf meine Fensterbank tropfte – obwohl es nicht regnete. Mir war natürlich direkt klar, dass da jemand besoffen aus dem Fenster über meinem kotzte. Ich bin also raus, um zu sehen, wie groß die Sauerei geworden ist, und habe dann gesehen, dass gleichzeitig aus allen Fenstern der Etage gekotzt wurde. Also sechs Fenster in einer Reihe und aus jedem ragte ein Kopf und alle waren am Kotzen.

Die ganze Nummer ging aber überraschend gut aus. Es haben sich von der Schulklasse tatsächlich ein paar Schüler freiwillig bei mir gemeldet, um die Sauerei wegzumachen. Das erlebt man echt selten.“

Erleuchtete Fenster in einem Wohnhaus bei Nacht
©Pexels/Michael Giugliano

2. Welche Gäste sind am angenehmsten bzw. am schwierigsten?

„Also Sport- und Musikvereine sind eigentlich immer super und mit Sicherheit die angenehmste Sorte von Gästen.

Bei Schulklassen kann man es natürlich nicht so pauschal sagen. Es gibt bei jeder Schulform absolute Chaoten, aber auch total Nette. Grundsätzlich sind die Schüler der Gymnasien am angenehmsten. Es sei allerdings gesagt, dass die Lehrer der Gymnasien tendenziell eher unangenehm werden können. Die perfekte Klasse wären also Schüler vom Gym und Lehrer von der Hauptschule.

Die unangenehmsten Gästegruppen sind aber definitiv Jugendorganisationen von politischen Parteien.“

Wütender Mann im Anzug schreit und zeigt auf den Zuschauer
©Getty Images

3. Gibt es noch diesen roten Tee? Wie viel Essen wird täglich weggeworfen?

„Natürlich gibt es diesen Tee noch!

Also was die Essensabfälle angeht, ist es schwierig, pauschal zu antworten. Es kommt drauf an, was es gibt, wie lange die Gruppen schon im Haus sind und um was für Gruppen es sich handelt. Also wir schmeißen zum Beispiel montags wesentlich weniger weg als freitags und bei Sportlern gibt es oft überhaupt keine Essensabfälle. Grundsätzlich schmeißen wir viel mehr Gemüse weg als Warmspeisen. Wir haben einen 10-Liter-Eimer in der Spülküche für Essensabfälle stehen und der wird nur sehr selten voll. In der Regel würde ich sagen, dass wir ca. fünf Liter an Essensabfällen pro Tag haben.“

4. Wie oft wird in die Dusche gekackt (ernstgemeinte Frage)?

„Das kommt so etwa drei bis vier Mal im Jahr vor (Kacken in den Mülleimer mit einberechnet).“

Eine Putzfrau wäscht den Putzlappen in einem Eimer aus
©Pixabay/peter774

5. Stimmt es, dass in jeder Herberge die gleichen (hässlichen) Möbel stehen?

„Nein, die Möbel sind nicht überall gleich und ich glaube, dass du schon länger in keiner Jugendherberge warst, oder? Also die meisten Häuser wurden im Laufe der letzten 10 Jahre komplett neu eingerichtet.“

6. Gab es mal einen Polizei-, Feuerwehr- oder Krankenwageneinsatz in deiner Herberge?

„Ja, Polizei kommt häufiger vor, da die Jugendherberge im Stadtzentrum liegt und nur fünf Minuten von der größten Disco in der Umgebung entfernt ist. Es gibt Leute, die total besoffen bei uns übernachten wollen und anfangen zu randalieren, wenn wir sie nicht reinlassen. Dann gibt es auch den allabendlichen Geruch von Cannabis (in dem Fall hab‘ ich noch nie die Polizei gerufen, aber manchmal ergreifen die Gäste halt selbst die Initiative) und manchmal auch Gäste, die sich weigern, das Haus zu verlassen, wenn sie sich danebenbenehmen.

Rettungsdienst kam auch schon vor. Unter anderem, weil jemand ‚die Treppe runtergefallen ist‘ (ich bin mir sicher, dass er geschubst wurde), oder wegen eines Asthmaanfalls.

Was ja zum Thema Rettungsdienst interessant ist, ist, dass die Lehrer in Notsituationen meist überhaupt nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Die kommen dann meistens zu mir und ich sage denen dann, dass sie mit dem Kind ins Krankenhaus fahren sollen, oder ich rufe den Krankenwagen. Lehrer sind in Notsituationen meistens überfordert.“

7. Wie sieht es aus mit „Bettgeflüster?“

„Also es gibt mit Sicherheit Sex. Ich würde tatsächlich vermuten, dass es da bei den Lehrern eher abgeht als bei den Schülern. Ich bin manchmal echt beeindruckt, wie viel sich die Lehrer hier hinter die Binde kippen, obwohl sie eine Aufsichtspflicht haben. Es ist schon mehrmals vorgekommen, dass ich gesehen habe, dass eine Lehrerin und ein Lehrer mehr als nur ein freundschaftliches Verhältnis hatten. Wie viel es wirklich gibt, kann ich nicht beurteilen.“

Hochbetten im Schlafsaal einer Jugendherberge.
©Pixabay/Hans

Als Herbergsvater bzw. Herbergsmutter macht man offenbar einiges mit. Aber dafür hat man wenigstens einige lustige und verrückte Geschichten parat.

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Quelle: reddit
Vorschaubild: ©Pixabay/Hans