„Bis der Tod uns scheidet“ – diese Formulierung verwenden Paare noch immer bei Hochzeiten. Dahinter steht die Hoffnung nach einer lebenslangen Ehe. In Indien schied der Tod jedoch ein Brautpaar, bevor die Vermählung überhaupt beendet war. Das war aber nicht das einzige Ungewöhnliche an dieser Hochzeit: Geheiratet wurde trotzdem.
Hinweis: Bei den folgenden Bildern handelt es sich lediglich um Symbolbilder, die nicht die betreffenden Personen und Orte darstellen.
Es passierte am 27. Mai dieses Jahres in einem Dorf in Nordindien. Eine Frau namens Surabhi sollte mit einem Mann namens Mangesh Kumar den Bund der Ehe eingehen. Während der Zeremonie brach Surabhi jedoch plötzlich zusammen.
Ein Arzt wurde gerufen, der jedoch nicht mehr viel tun konnte, außer ihren Tod zu erklären. Anscheinend war die Braut an einem Herzinfarkt gestorben. Trotz dieses Schicksalsschlags wurde die Hochzeit aber nicht abgebrochen.
„Wir wussten nicht, was wir tun sollen. Schließlich haben sich beide Familien zusammengesetzt und unterhalten. Jemand schlug vor, dass meine und Surabhis jüngere Schwester den Bräutigam heiraten solle“, erklärt ein Bruder.
Schließlich waren alle mit dem Vorschlag einverstanden. Und so kam es, dass Mangesh Kumar die jüngere Schwester der Verstorbenen ehelichte, während Surabhis Leichnam noch in einem anderen Raum des Hauses ruhte.
„Das war keine leichte Entscheidung. Eine Tochter lag leblos in einem Zimmer, eine andere Tochter gab das Ja-Wort in einem anderen Zimmer. Wir hatten noch nie so widersprüchliche Gefühle. Die Trauer über ihren Tod und zugleich die Freude wegen der Hochzeit“, erklärte ein Onkel von Surabhi.
Viele Menschen werden sich wahrscheinlich fragen, wie es zu dieser – auf den ersten Blick – makaberen Entscheidung kommen konnte. Der Hintergrund ist die noch heute in Indien übliche Praxis arrangierter Ehen.
„Die meisten Hochzeiten in Indien werden zwischen Familien arrangiert. Ob die Söhne und Töchter damit einverstanden sind, spielt oft keine oder nur eine geringe Rolle. Außerdem ist es eine besonders große finanzielle Belastung, wenn Inder der unteren Schichten den Bund fürs Leben schließen, weil selbst von ärmeren Familien eine aufwendige Feier erwartet wird – wegen der Familienehre“, erklärt ein indischer Soziologieprofessor.
Anders als in Deutschland steht die Ehe in Indien nicht zuletzt für die Verbindung zweier Familien. Um diese nicht zu gefährden, musste deshalb die jüngere Schwester vor den Altar treten. Auf diese Weise waren auch die Ausgaben der Brautfamilie nicht verloren, die traditionsgemäß für die gesamten Kosten der Hochzeitsfeierlichkeiten aufkommt.
Was wohl der Bräutigam und die neue, unerwartete Braut über ihre ungewöhnliche Trauung denken? Auf jeden Fall zeigt diese Geschichte, wie vermeintliche Selbstverständlichkeiten – wie etwa das westliche Ideal der Liebesheirat – anderswo in der Welt keine oder nur eine geringe Rolle spielen.
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Quelle: insider
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