Es ist eine alte urbane Legende: An einem versteckten Ort in der heimischen Wohnung gibt es ein Loch in der Wand, hinter dem sich ein Hohlraum befindet. Wer oder was in dem dunklen Loch sitzt und die Bewohner bespitzelt, das bleibt dem Erzähler der unheimlichen Geschichte selbst überlassen. Gruselig genug ist die Vorstellung, dass im eigenen Zuhause etwas hinter der Wand sein könnte.
Die New Yorkerin Samantha Hartsoe kann jetzt eine eigene und zum Glück harmlose Version dieser Geschichte erzählen. Die 26-Jährige lebt mit ihrer Mitbewohnerin auf der kleinen Insel Roosevelt Island, mitten im Herzen der Millionenstadt New York in den USA.
Samantha Hartsoe hatte vor einigen Wochen angefangen, sich über einen ständigen Luftzug in ihrer Mietwohnung zu wundern. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wehte ein kühles Lüftchen in ihrem Badezimmer, auch dann, wenn alle Türen geschlossen waren. Der Luftzug war stark genug, um Strähnen ihres Haars zu bewegen. Was war hier los?
Nachdem sie das Zimmer komplett abgesucht hatte, nahm sie schließlich den Badezimmerspiegel von der Wand.
Wer je den Film „Die Verurteilten“ mit Tim Robbins gesehen hat, der weiß, was sie dahinter fand: ein großes Loch in der Wand ihres Bades.
Ihre Suche nach dem Ursprung des Luftzugs hielt sie mit der Kamera fest. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit. Was steckte hinter dem Loch im Mauerwerk? Samantha wagte sich an die Erforschung der Dunkelheit: Sie schnallte sich eine Lampe an die Stirn und bewaffnete sich für alle Fälle mit einem Hammer.
„Neugier ist der Katze Tod“, lachte sie nervös, bevor sie in das Loch kletterte. Ihre Mitbewohnerin wartete besorgt im Badezimmer und hatte wahrscheinlich bereits vorsorglich den Notruf gewählt, falls etwas schiefgehen sollte.
Der Hohlraum führte Samantha in angrenzende dunkle Räume, wo sie neben einer Menge Schutt auch offene Fenster, Beutel voller Müll und eine leere Wasserflasche fand. Sie erwartete jeden Moment, auf jemanden zu treffen, und war bei ihrer Expedition ins Dunkel sehr angespannt.
Als sie sah, dass der Boden der Räume aufgerissen war und es weder eine Wanne noch eine Toilette gab, beruhigte sie sich ein wenig, denn hier konnte unmöglich jemand über einen längeren Zeitraum hinweg gehaust haben. Über einen Ausgang in der Wohnung gelangte sie wieder in den Hausflur ihres Apartmentblocks.
Dennoch: Hinter ihrem Badezimmerspiegel gab es eine ganze 3-Zimmer-Wohnung, aus der man theoretisch direkt in ihr Zuhause gelangen konnte. Weder der Vermieter noch sonst jemand aus der Hausverwaltung hat das jemals erwähnt.
Das auf der Plattform TikTok veröffentlichte Video ihrer Entdeckerreise wurde im Handumdrehen berühmt und seitdem millionenfach angeklickt. Samantha Hartsoe hat nach eigenen Angaben das Loch hinter ihrem Spiegel noch nicht verschlossen und meidet ihr Badezimmer momentan, so gut es geht.
Das ganze Video ihrer Expedition ins Nachbarreich kann man hier ansehen (auf Englisch):
„In New Yorker Wohnungen wünscht sich eigentlich jeder ein bisschen mehr Platz“, scherzt die 26-Jährige. Aber dann lieber doch nicht so …
Kann man die Badezimmertür eigentlich auch von außen abschließen?
Vorschaubilder: ©YouTube/Samantha Hartsoe