Es ist der 3. November 2020 gegen 7 Uhr morgens. In Mitcham, Süd-West-London (Vereinigtes Königreich), ist ein 11-jähriges Mädchen auf dem Weg in die Schule, als ein junger Mann es ergreift und entführen will.
Zian, ein 12-jähriges Mädchen aus der Nachbarschaft, beobachtet die Szene und macht ihre Mutter und ihre Schwester Ashanti auf die Entführung aufmerksam. „Etwas stimmte nicht“, soll sie zu ihnen gesagt haben. Die zwei Frauen rufen sofort die Polizei und machen sich auf den Weg, den Entführer und das junge Mädchen zu suchen. In einem Wohngebiet entdeckt die ältere Schwester einen Mann, der auf verdächtige Weise und schnellen Schrittes mit einem jungen Mädchen an seiner Seite geht. Die 19-jährige Ashanti folgt ihm kurzerhand und filmt ihn dabei.
Dabei ruft sie immer wieder: „Lass sie gehen! Was machst du mit ihr?“ Der Entführer antwortet ihr sogar, das Mädchen gehöre zur Familie und warum es ihn stalke. Doch Ashantis Instinkt und unglaublicher Mut lassen die junge Frau weitermachen. Sie folgt dem Mann mit dem Mädchen weiter, ruft immer wieder: „Geht es dir gut?“ und warnt den Entführer: „Ich folge dir.“
Als Polizeisirenen im Hintergrund auftauchen und Ashanti den Mann und das junge Mädchen erreicht, bleibt der Mann stehen, lässt das Mädchen los und rennt weg. Das zutiefst erschrockene Mädchen bedankt sich unter Tränen bei ihrer Retterin.
Nachdem das Video auf allen Social-Media-Plattformen viral geht, schließen sich zahlreiche Menschen aus der Nachbarschaft zusammen und suchen nach dem Missetäter. Sie gelangen sogar bis an das Haus des mutmaßlichen Entführers. Die Polizei muss eingreifen und die Suchenden wegschicken mit der Aussage, sie sollten diese Arbeit der Polizei überlassen.
Mithilfe von Ashantis Video verhaftet die Polizei gegen Abend einen Mann, der der versuchte Entführer sein soll. Man findet Videomaterial einer Sicherheitskamera in der Nachbarschaft, auf dem zu sehen ist, wie der Mann das Mädchen ergreift und mit einer Hand über dessen Mund mit sich nimmt.
Im Internet preisen die Menschen Ashanti als eine Heldin. Auf ihrem Twitter-Account bedankt sie sich für all die Nachrichten, die sie erreichen. „Ich wünschte, ich könnte Euch allen individuell danken. Ich bin keine Heldin. Ich bin nur froh, dass ich den Mut hatte, durchzuhalten“, schreibt sie. Doch die junge Frau meint, es sei ihre Schwester, die all das Lob bekommen sollte. „Meine kleine Schwester ist die wahre Heldin hier, sie […] war in der Lage festzustellen, dass etwas nicht stimmte, und rief mich sofort. Anders hätte ich dieses kleine Mädchen nicht retten können“, schreibt Ashanti weiter. Als sie von der Verhaftung erfährt, ist Ashanti erleichtert: „Endlich kann ich wieder atmen.“
Es ist einmal mehr eine Erinnerung daran, dass wir alle füreinander einstehen können und sollen. Hätte Zian keinen Blick für das gehabt, was sie beobachtet hat, und hätte sie nicht gelernt, was richtig und was falsch ist, wäre dem entführten Mädchen wahrscheinlich Schlimmeres passiert. Die Klugheit, der Mut und die Courage, die diese jungen Frauen in dieser Situation an den Tag gelegt haben, sind bewundernswert und vorbildlich.
Das ganze Video der versuchten Entführung findest du hier (auf Englisch):
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