Viele junge Menschen träumen sehnsüchtig davon, eines Tages eine eigene, liebevolle Familie zu gründen. Mit dem liebenden Ehepartner alt zu werden und zusammen die eigenen Kinder erfolgreich aufwachsen zu sehen – das ist nicht ohne Grund wie eh und je beliebt. Auch die Britin Jessica Haslem-Bantoft träumt davon. Zweimal schien ihr Traum in Erfüllung zu gehen, zweimal platzte er herzzerreißend.
Ihren ersten Ehemann lernte Jessica bereits sehr früh kennen: „Als Jugendliche bin ich Jason zum ersten Mal begegnet. Unsere Freundschaft entwickelte sich langsam zu einer Liebesbeziehung. Im Frühjahr 2010 wurde ich mit unserem ersten Sohn Toby schwanger. Kurz darauf folgte George. Im Jahr 2013 haben wir geheiratet und kurz darauf wurde ich wieder schwanger.“
Eigentlich war Jessicas kleine Familie damit komplett und einer schönen Zukunft mit ihrem Mann und ihren Kindern schien nichts mehr im Wege zu stehen. Als sie aber mit ihrem dritten Sohn Barnaby in der elften Woche schwanger war, geschah ein großes Unglück.
„Am 28. August 2014 musste Jason, wie sonst auch, spät arbeiten. Normalerweise rief er dann immer abends an, um den Jungs eine gute Nacht zu wünschen. An diesem Abend kam kein Anruf, weshalb ich wusste, dass etwas passiert war. Als es um 21 Uhr an der Tür klingelte, hoffte ich inständig, dass es Jason wäre. Stattdessen standen zwei Polizisten vor der Tür“, erzählt Jessica.
Während der Arbeit erlitt der junge Familienvater, der als Elektroinstallateur tätig war, einen Stromschlag und verstarb – Jessicas Welt stand kopf. Die damals 25-Jährige erwartete ihr drittes Kind und war bereits Witwe.
Es brach ihr das Herz, als sie ihrem ältesten Sohn Toby diese schreckliche Nachricht beibringen musste: „Ich hatte versucht, ihm die Einzelheiten zu ersparen, aber trotzdem war er sehr verwirrt … Ich sagte ihm, dass sein Papa zu den Sternen gegangen sei, um selbst zu einem Stern zu werden.“
Während George noch zu jung war, um den Tod seines Vaters zu begreifen, weinte Toby die ganze Zeit. Jessica war jedoch klar, dass sie für ihre Kinder stark sein musste, und sorgte für einen geregelten Alltag. Trotzdem musste auch sie lernen, mit dem Verlust ihres Mannes zu leben.
Die Geburt von Barnaby war bittersüß und lenkte sie ein wenig vom tragischen Tod ihres Gatten ab. Die nun dreifache Mutter hatte einiges zu tun, während schwermütige Wochen und Monate verstrichen.
Im Sommer 2016, ungefähr zwei Jahre nach Jasons Unfall, lernte Jessica schließlich einen neuen Mann kennen: Tom, den Gärtner, den die junge Mutter für ihr Grundstück engagiert hatte. Nach einer Weile begannen die beiden, miteinander auszugehen:
„Eines Tages fragte er mich nach einer Verabredung. Weil ich nicht für immer allein sein wollte und mich mit ihm wirklich verbunden fühlte, sagte ich zu. Seit Jason war er der erste Mann, bei dem das so war … Die nächsten sechs Monate waren perfekt. Die Jungs mochten Tom sehr gerne und er mochte sie“, erinnert sich Jessica. Das frisch verliebte Paar machte bald Hochzeitspläne.
Leider zogen wieder dunkle Wolken am Horizont herauf. Tom hatte nämlich zwei Krebserkrankungen überlebt, wie er Jessica bereits zu ihrer ersten Verabredung anvertraute. Obwohl es ihm seit sieben Jahren gut ging und sein Rückfallrisiko nur 5 % betrug, brach der Krebs plötzlich wieder aus.
Dieses Mal endete Toms Behandlung jedoch nicht glücklich. Wegen unerwarteter Komplikationen konnten die Ärzte nichts mehr für ihn tun und gaben ihm kaum eine Woche bis zum Unvermeidlichen. In diesen letzten Tagen heirateten die beiden im Krankenhaus. Am 8. Januar dieses Jahres schlief Tom friedlich ein, während Jessica seine Hand hielt.
Die Schmerzen, die Jessica verspürte, lassen sich kaum in Worte fassen. Zurzeit ist die 29-Jährige in einer Therapie, um mit diesem neuerlichen Verlust klarzukommen. Dennoch hat die junge Frau ihre Hoffnung auf Liebe und eine glückliche Familie nicht aufgegeben:
„Ob ich wohl noch einmal heiraten werde? Diese Vorstellung ist derzeit für mich furchterregend, doch ich bin eine Romantikerin und lebe immer noch mit der Hoffnung, jemanden zu finden, mit dem ich alt werden kann“, so Jessica mit erstem, vorsichtigem Optimismus. Möge die Zukunft noch viele schöne Erlebnisse für sie bereithalten.