Als Amy und Peter Barzach aus West Hartford im US-Bundesstaat Connecticut im Jahr 1994 Eltern ihres Sohnes Jonathan wurden, konnten sie ihr Glück kaum fassen. Doch leider legte sich schon bald ein Schatten über die Familie, denn Ärzte stellten bei Jonathan eine schwere Form spinaler Muskelatrophie fest, eine Erkrankung, bei der die Nervenzellen so stark angegriffen werden, dass im ganzen Körper Lähmungen auftreten, die schließlich zum Tod führen.
Da Amy wusste, dass ihre Zeit mit Jonathan begrenzt war, genoss sie jeden Augenblick mit ihm, so gut sie konnte. Am liebsten ging sie mit ihm hinaus, um die frische Luft und die Natur zu genießen. Ein Spaziergang blieb ihr in ganz besonderer Erinnerung: „Als Jonathan noch gesund war, ging ich mit ihm in einen nahegelegenen Park; dort sah ich ein kleines, wunderschönes Mädchen im Rollstuhl, das beobachtete, wie sich andere Kinder auf einem Spielplatz vergnügten. Als ich das sah, fragte ich mich, warum Spielplätze eigentlich nicht auch von Kindern mit Behinderung genutzt werden können.“
Nur zwei Wochen später durchlebten Amy und ihr Mann den schlimmsten Albtraum, den sich Eltern nur vorstellen können, denn ihr Sohn Jonathan starb an den Folgen seiner Erkrankung – im Alter von nur neun Monaten.
In den folgenden Monaten gingen Amy und Peter durch die Hölle. Um nicht für immer in ihrer Trauer zu versinken, zwangen sie sich jedoch eines Tages, ihren Alltag wieder aufzunehmen. Zeitgleich erinnerte Amy sich an das Mädchen im Park, das von seinem Rollstuhl aus sehnsüchtig das Geschehen auf dem Spielplatz beobachtet hatte, und sie wusste, dass sie eine neue Berufung gefunden hatte: Sie würde einen barrierefreien Spielplatz bauen, damit sich zukünftig auch körperlich eingeschränkte Kinder auf Spielplätzen amüsieren können.
Amy versank förmlich in ihrer Arbeit; sie benannte ihr Projekt nach ihrem verstorbenen Sohn „Jonathan’s Dream“ („Jonathans Traum“), suchte nach Investoren und sammelte Spenden, um das Vorhaben zu finanzieren. Dabei wollte sie den Spielplatz nicht nur für Rollstühle zugänglich machen, sondern den Kindern auch verschiedenste Aktivitäten anbieten. Um herauszufinden, worüber sich die Kleinen freuen würden, befragte sie zahlreiche Kinder und nahm deren Wünsche mit in die Planung des Spielplatzes auf.
Dank vieler Freiwilliger konnte der größtenteils aus Holz geplante Spielplatz auf dem Gelände des örtlichen Gemeindezentrums schnell aufgebaut und bereits 1996 eröffnet werden.
Schon während der Planung erregte „Jonathan’s Dream“ Aufmerksamkeit in der lokalen Presse, dementsprechend groß war auch der Besucheransturm nach der Eröffnung.
Nur wenig später erhielt Amy zahlreiche Anfragen mit der Bitte, auch an anderen Orten integrative Spielplätze zu errichten. Um die Vielzahl der Projekte verwirklichen zu können, gründete sie daraufhin die gemeinnützige Organisation „Boundless Playgrounds“ („Grenzenlose Spielplätze“) und begann eifrig mit der Planung weiterer Anlagen – seit 1997 sind so über 200 barrierefreie Spielplätze in den USA und Kanada entstanden.
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2012 musste der ursprüngliche „Jonathan’s Dream“ leider abgerissen werden, da er durch Witterung und Gebrauch so marode und abgenutzt war, dass Kinder dort nicht mehr sicher spielen konnten – als Amy davon erfuhr, fasste sie augenblicklich den Entschluss, den Spielplatz wieder aufzubauen.
Für dieses Projekt sammelte sie drei Jahre lang Spenden, um sich dann in der Umsetzung selbst zu übertreffen: Als der neue alte „Jonathan’s Dream“ im Oktober 2017 wiedereröffnet wurde, präsentierte Amy nicht nur einen barrierefreien Spielplatz, sondern auch einen Ort, an dem Kinderträume wahr werden: „Jonathan’s Dream ist mehr als ein Spielplatz aus Beton und Stahl, denn er hat ein Herz und eine Seele. Er ist ein Ort, um das Leben zu feiern.“
Im folgenden Video (auf Englisch) erzählt Amy die herzergreifende Geschichte rund um „Jonathan’s Dream.“
Bevor Amy begann, integrative Spielplätze zu bauen, mieden Kinder mit körperlichen Einschränkungen diese Orte, weil sie dort immer an genau das erinnert wurden, was sie nicht können. Doch Dank „Jonathan’s Dream“ gehen nun auch diese Kleinen gern auf Spielplätze, denn Amy hat sie in Orte verwandelt, an denen wirklich jeder Spaß haben kann.