Piloten haben keinen leichten Job. Jeden Tag legen Menschen auf der ganzen Welt ihr Leben in die Hände der fliegenden Männer und Frauen. Während viele Menschen sich nur darüber Gedanken machen, ob ihr Flug pünktlich ist, kümmern sich diese Profis darum, dass der Flug vor allem sicher ist. Die folgende Geschichte zeigt, dass Piloten nicht nur Profis in der Kanzel sind, sondern auch ein riesengroßes Herz haben. Der US-amerikanische Pilot Chad hat die folgende Geschichte geteilt, die Herzen auf der ganzen Welt berührt:
„Es war der Tag vor Heiligabend und der letzte Flug des Tages: eine Kurzstrecke von Atlanta nach Macon. Statt bei einem Weihnachtsessen mit meiner Mutter saß ich im Cockpit des Flugzeugs und brachte andere Menschen zu ihren Familien. Statt von Weihnachtsmusik und Kerzenschein war ich umgeben von Kontrolllampen und piepsenden Signalen.
Langsam füllten sich die Gänge der Maschine und die Passagiere nahmen ihre Plätze ein. Da bemerkte ich, wie sich hinter mir etwas bewegte. Ich drehte mich um und sah einen kleinen Jungen in der Tür stehen. Fasziniert betrachtete er mit großen Augen die Instrumente. Als er sah, dass ich ihn bemerkt hatte, wurde sein Blick starr vor Angst und er rannte davon. Doch ich rief ihm ein ‚Warte, komm ruhig rein!‘ hinterher. Langsam kam der Junge wieder näher.
Ich erinnere mich selbst noch gut daran, wie ich in dem Alter war. Ich wollte auch immer bei den Piloten sitzen, alles anfassen. Jetzt, mit 24, bin ich Pilot bei einer kleinen Fluggesellschaft, doch manchmal frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war. Allzu oft verbringe ich die Feiertage ohne meine Familie. Was habe ich denn vom Leben, wenn ich Weihnachten im Cockpit sitze? Sollte ich nicht mehr erleben, als immer nur von Stadt zu Stadt zu fliegen? Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, kam der Junge näher. ‚Ich bin Chad‘, sagte ich zu ihm und bot ihm meine Hand an. Schüchtern lächelte der Junge und schüttelte meine Hand. ‚Ich bin Sam‘, brachte er heraus. Er zeigte auf den leeren Sitz neben mir und fragte, ob dies der Sitz für den Kapitän sei. ‚Genau‘, war meine Antwort, ‚dort sitzt Kapitän Jim. Möchtest du ihn ausprobieren?‘ Glücklich strahlend nahm Sam Platz. Ich setzte ihm meine Pilotenmütze auf und unter dem großen Hut leuchteten Sams Augen voller Freude auf.
Gleichzeitig sah ich, wie das Gepäck in den Flieger geladen wurde. Ich dachte an all die Geschenke, die in den Koffern waren, und daran, dass ich an Heiligabend weder Geschenke geben noch auspacken würde. Meine Uhr zeigte 19:30 und sicherlich würde Jim jeden Moment kommen. Was würde er sagen, wenn er Sam auf seinem Platz sah? Na ja, es war ja Weihnachten, ich wollte dem Jungen nicht die Freude nehmen. Gebannt hörte Sam zu, als ich ihm die einzelnen Instrumente erklärte und ganz genau zeigte, welche Anzeige und welcher Knopf welche Funktion hatte. Da kam auch schon der Kapitän ins Cockpit. Ich hielt den Atem an, bis sich ein breites Grinsen auf Jims Gesicht breitmachte und er Sam mit einem ‚Howdy, Partner‘ begrüßte.
‚Du kannst gerne hierbleiben, aber ich brauche meinen Platz‘, sagte Jim und so setzte er sich hin. Gemeinsam mit Sam gingen wir die letzten Vorbereitungen durch. Ihr hättet Sams Gesicht sehen sollen, als wir ihn fragten, ob er die Maschine starten wolle. Wir zeigten ihm, was er machen musste, und man konnte seine Begeisterung spüren, als er den Startknopf drückte, die Treibstoffpumpe anging und die Vibrationen des Motors das Cockpit erfüllten.
Leider musste Sam jetzt das Cockpit verlassen, aber er hatte Freudentränen im Gesicht, als wir ihm für seine Hilfe dankten und ein schönes Weihnachten wünschten. Seine Antwort: ‚Das werde ich haben! Ihnen auch! Und danke!‘ Der Flug verlief reibungslos; nach 40 Minuten kamen wir an. Ich verbrachte den Abend einsam in einem Hotelzimmer und machte mich am nächsten Morgen auf den Weg zum Flughafen, um mit Jim zurückzufliegen. Da kam auf einmal jemand von der Kabinencrew auf uns zu, in der Hand einen Brief und eine Packung selbstgebackener Kekse. Sie waren von Sams Mutter.
Sie waren unglaublich lecker, doch als ich den Brief las, hatte ich schwer zu schlucken. Diese Zeilen hatte sie geschrieben:
‚Hey Leute!
Danke, dass ihr Sam gestern bei euch ins Cockpit gelassen habt. Er leidet an Krebs, kam gerade von der Chemotherapie und ist seit Langem das erste Mal wieder zu Hause. Wir sind geflogen, weil Sam Flugzeuge liebt und die Ärzte nicht sicher sind, ob er jemals wieder fliegen wird. Wahrscheinlich hat er nur noch ein paar Monate zu leben. Wir wollten ihm eine kleine Freude bereiten, aber ihr habt ihm das beste Weihnachtsgeschenk gemacht, das man sich vorstellen kann. Ihr habt ihm einen Traum erfüllt.‘
Ich war wie gebannt von diesen berührenden Worten. Weder Jim noch ich sagte ein Wort und stumm starteten wir dann auch den Flieger, flogen die Strecke zurück und brachten die Passagiere sicher ans Ziel.
Ich würde bald auch bei meiner Familie sein, doch der kleine Sam wird mich begleiten. Er hat mir gezeigt, worauf es wirklich im Leben ankommt und dass die wertvollsten Geschenke manchmal von Fremden kommen. Ich werde ihn nie vergessen.“