Die Beziehung zwischen Geschwistern zählt wohl zu den vielschichtigsten, die es gibt. Viele streiten sich in ihrer Kindheit häufig mit ihren Brüdern oder Schwestern, stehen sich aber als Erwachsene sehr nah. Andere haben von Anfang an ein inniges Verhältnis, entfremden sich jedoch später voneinander.
Doch egal, was passiert, die gemeinsame Kindheit verbindet und macht das Geschwister-Dasein in der Regel zur längsten Beziehung, die man in seinem Leben hat. Die folgende Geschichte einer Frau erzählt auf berührende Weise, wie nah Bruder und Schwester einander stehen können und welche Opfer man bringt, wenn man jemanden von Herzen liebt.
In einem abgelegenen Bergdorf
„Ich wuchs in einem abgelegenen Bergdorf auf. Tag für Tag pflügten meine Eltern tief gebückt den gelben, trockenen Acker.
Eines Tages wollte ich mir auch so ein Taschentuch kaufen, wie es die anderen Mädchen hatten. Also stahl ich das Geld aus dem Portmonee meines Vaters. Er bemerkte den Diebstahl sofort. ‚Wer hat das Geld geklaut?‘, fragte er mich und meinen Bruder. Ich war erstarrt, zu verängstigt, um etwas zu sagen.
Da niemand von uns etwas zugab, sagte er: ‚Schön, wenn niemand beichten will, werdet ihr beide bestraft werden.‘ Auf einmal nahm mein jüngerer Bruder die Hand meines Vaters und sagte: ‚Papa, ich war es.‘ Er nahm meine Schuld auf sich. Mitten in der Nacht fing ich auf einmal an zu weinen. Mein Bruder hielt mir den Mund mit der Hand zu und sagte: ‚Schwesterchen, hör auf zu weinen. Es ist geschehen.‘
Ich werde niemals den Gesichtsausdruck meines Bruders vergessen, als er mich beschützte. In diesem Jahr war er 8 und ich 11 Jahre alt. Ich hasse mich immer noch dafür, dass ich an diesem Tag nicht den Mut hatte zu gestehen, was ich getan hatte. Jahre vergingen, aber der Vorfall schien immer so nah, als sei er gestern gewesen. Als mein Bruder sein letztes Jahr in der weiterführenden Schule beendet hatte, erhielt er die Zusage für eine berufsbildende Schule, die im Zentrum der Stadt lag.
„Unsere Kinder haben beide gute Noten?“
Zur gleichen Zeit begann ich an der Universität in der Provinz zu studieren. In dieser Nacht stand mein Vater draußen im Garten und rauchte Packung für Packung seine Zigaretten. Ich konnte hören, wie er meine Mutter fragte: ‚Unsere Kinder haben beide gute Noten? Sehr gute Noten?‘ Meine Mutter wischte ihre Tränen fort und seufzte: ‚Aber wozu? Wie können wir sie nur beide finanzieren?‘ Da kam auf einmal mein Bruder hinaus, stellte sich vor unseren Vater und sagte: ‚Papa, ich will nicht weiter auf die Schule, ich habe genug Bücher gelesen.‘ Vater wurde böse.
‚Warum hast du einen so schwachen Geist? Selbst wenn das bedeutet, dass ich auf der Straße betteln muss, werde ich euch beide zur Schule schicken, bis ihr mit der Ausbildung fertig seid!‘ Und dann ging er los, um in jedem Haus im Dorf zu fragen, ob man ihm Geld leihen könne.
Ich strich mit meiner Hand sachte über das Gesicht meines Bruders und sagte ihm: ‚Ein Junge muss seine Ausbildung fortsetzen. Wenn nicht, wird er niemals der Armut entfliehen können, die uns erwartet.‘ Ich für meinen Teil hatte beschlossen, mein Studium nicht fortzusetzen. Am nächsten Tag verließ mein Bruder noch vor dem Morgengrauen das Haus mit ein paar ausgeleierten Kleidern.
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