WARNUNG: Dieser Artikel enthält Bilder, die auf manche Leser verstörend wirken können.
Erika und Robert Burch leben in Cleveland im amerikanischen Texas.
Als sie eines Tages im September 2016 im Supermarkt einkaufen gehen, legt Erika gerade Snacks für ihre Kinder in ihren Einkaufswagen, als Robert sie fassungslos fragt: „Siehst du auch, was dieser Mann da mit dem kleinen Mädchen macht?“
Sie dreht sich um, schaut in die Richtung, in die ihr Mann deutet, und erstarrt. Einen Wagen schiebend, geht ein Mann den Gang des Supermarkts entlang. Um den Griff des Wagens hat er die Haare eines kleinen Mädchens gewickelt, und schleift das Kind so neben sich her. Das Mädchen muss gebückt neben ihm hergehen, es weint verzweifelt und fleht den Mann an: „Bitte hör auf, ich verspreche, ich werde es nie wieder tun, bitte, hör auf!“
Erika weiß zunächst vor Schreck nicht, was sie tun soll. Dann holt sie ihr Handy hervor, macht mehrere Fotos des Geschehens und sagt dem Mann laut, dass er das Mädchen sofort loslassen soll.
Der Mann herrscht sie an, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und kauft einfach weiter ein, während er das Kind immer noch an den Haaren mit sich zerrt.
Erika lässt sich nicht einschüchtern, und sie ist zu wütend, um Angst zu haben.
„Das hier IST meine Angelegenheit, lassen Sie sofort ihre Haare los!“ brüllt sie ihn an.
„Mir hat es auch nicht geschadet!“ brüllt er zurück.
Erika hat endgültig genug und ruft die Polizei. Zufällig kauft gerade ein Polizist im Supermarkt ein, der den Notruf erhält und sofort herbei eilt. Als er die Streitenden trennt, sagen er und sein hinzugerufener Sergeant Erika, wenn es nach ihnen ginge, würde der Mann im Gefängnis landen, aber das kleine Mädchen zeigt keine sichtbaren Spuren von Misshandlung.
Selbst, als Erika ihnen die eindeutigen Fotos auf ihrem Handy zeigt, bestehen die Polizisten darauf, dass körperlicher Schaden am Kind erkennbar sein muss, um eine Festnahme zu rechtfertigen. Der Sergeant sagt ihr sogar: „Er hat ein Recht darauf, seine Kinder zu disziplinieren.“ Der Mann darf unbehelligt den Supermarkt verlassen und das weinende Mädchen mit sich nehmen.
Erika schäumt vor Wut. Sie erträgt den Gedanken nicht, dass das Kind mit solche einem Menschen nach Hause gehen muss und jetzt außerdem denkt, dass ihr Leid niemanden kümmert, und dass der Mann ein Recht darauf hätte, sie so zu behandeln.
Sie veröffentlicht die Fotos, die sie gemacht hat, auf Facebook, erzählt dort die ganze Geschichte und ruft ihre Leser dazu auf, den Beitrag zu teilen und den Mann anzuzeigen.
Schnell kommen immer mehr Menschen ihrer Bitte nach. Ein Zeuge, der sich bei der Polizei gemeldet hat, kann auch berichten, was das kleine Mädchen getan haben soll, um die „Disziplinierung“ ihres Vaters zu verdienen: Sie ist nicht nahe genug am Einkaufswagen gegangen.
Nicht alle Menschen verurteilen das Handeln des Mannes, viele sprechen sich auch für das Recht eines Vaters aus, seine Kinder nach seinen Vorstellungen zu bestrafen. Manche werfen Erika vor, sich in die Privatangelegenheiten einer Familie eingemischt zu haben.
Als Dutzende von Anzeigen bei der Polizei von Cleveland eingehen, wird schließlich doch noch eine Untersuchung des Geschehenen angestrengt. Es kommt jedoch nicht zur Anzeige, und das Mädchen wohnt noch immer im Haushalt des Mannes. Es sei kein begründeter Verdacht für eine Kindesmisshandlung gegeben, sagt die Polizeistelle. Dem Kind gehe es gut, und außerdem habe es eine „sehr starke Mutter“.
Wie auch immer man über den Mann und seine spezielle Art der Disziplinierung denkt, es ist auf jeden Fall bewundernswert, dass Erika nicht still zugesehen hat, als vor ihren Augen einem Kind wehgetan wurde. Sie hat entschlossen gehandelt und auch im Nachhinein nicht locker gelassen.
Das kleine Mädchen wird nicht vergessen, dass sich jemand furchtlos für es eingesetzt hat.